Auf einen Blick
Down Under soll es für Dominic Stricker (22, ATP 298) vor allem in eine Richtung gehen: «Up!» Um diesen Aufwärtstrend zu starten, muss der Berner allerdings zunächst einmal die Starthürde nehmen. Es wartet zum Auftakt der Lokalmatador James Duckworth (32, ATP 94). Vor seiner Hauptfeld-Premiere – dank seines geschützten Rankings – nimmt sich Stricker aber Zeit für den grossen Australien-Check.
Blick: Dominic Stricker, sind aller guten Dinge drei?
Dominic Stricker: Ich hoffe es! Nach zwei Versuchen in der Australian-Open-Quali bin ich froh, dass ich nun mit dem Protected Ranking direkt im Hauptfeld randarf. Das wird gleichermassen gigantisch wie auch hart. Doch ich habe das Gefühl, dass ich nach dem schwierigen letzten Jahr wieder etwas reissen kann.
Eine kleine Theorie-Aufwärmübung: Wie viele Schweizer-Männer-Turniersiege gab es an den Australian Open in den letzten 15 Jahren?
Also Stan fällt mit einem Triumph ganz sicher in diese Periode.
Korrekt, das war 2014.
Und dann hat Roger Federer noch ein paar Mal gewonnen. Ich sage: total sechs, inklusive Stan.
Es sind vier. Federer gewann 2010, 2017 und 2018 und kam so auf seine insgesamt sechs Australian-Open-Titel. Apropos Federer: Haben Sie vor, dessen berühmtes Quokka-Bild nachzustellen?
Oh, ich weiss welches! Aber nein, ich werde es ihm wohl nicht nachmachen. Wobei ein Tierbesuch in Australien natürlich schon dazugehört. Das ist ein Muss für mich.
Welche Frau hat das letzte Mal dafür gesorgt, dass es in Melbourne einen australischen Heimsieg gab?
Ash (Ashleigh) Barty im Jahr 2022. Sie ist ja mittlerweile zurückgetreten, aber ich mochte ihren Stil sehr. Sie spielte ganz anders, extrem variantenreich. Und sie war enorm schlau auf dem Platz.
Okay, fertig Theorie. Ist Alexei Popyrin eigentlich Ihr Lieblings-Aussie?
(Lacht laut heraus.) Mit Abstand! Ich habe 2023 in Wimbledon und an den US Open gegen ihn gespielt und beide Male in der Startrunde gewonnen. Ich bin mir darum nicht sicher, ob ich auch sein Lieblings-Schweizer bin.
Vermutlich nicht.
Nein, im Ernst: Alexei ist mittlerweile enorm stark unterwegs. Er gewann 2024 ein Masters-Turnier und er hat in New York Novak Djokovic eliminiert.
Gegen Letzteren spielten Sie noch nie. Würden Sie sich noch ein Duell mit dem Rekord-Grand-Slam-Champion wünschen, bevor dieser eines Tages aufhört?
Das wäre grossartig. Einfach, weil es mich wundernimmt, live zu sehen, was Djokovic auf dem Platz alles anstellt. Ich habe ihn immer nur am TV verfolgen können.
Djokovic ist mit zehn Triumphen Melbourne-Rekordsieger, 2024 aber blieb er bis auf den Olympiasieg ohne Titel auf der Tour. Was kommt noch von ihm in der neuen Saison?
Das wird sehr interessant zu beobachten sein. Er hat mit Andy Murray einen neuen Coach engagiert. Ich bin selbst gespannt, wie diese beiden zusammen funktionieren. Doch der Olympiasieg hat gezeigt, dass man ihn keinesfalls abschreiben darf. Man muss ihn erneut zu den Favoriten zählen. Ich glaube, auch dieses Jahr werden nicht viele Wege an ihm vorbeiführen.
Und was kommt von Ihnen 2025?
Ich fühle mich fit, der Rücken hält. Ich habe nun bis Juni keine Punkte zu verteidigen, das ist schon mal eine gute Ausgangslage. Mein Ziel ist es aber vor allem, mein altes Niveau aus dem Jahr 2023, also aus der Zeit vor meiner Verletzung, zu reaktivieren. Ich möchte dort anknüpfen.
Zurück nach Down Under. Halten Sie die australische Hitze aus?
Das sehen wir dann. Einen Fünfsätzer musste ich in Melbourne noch nie durchstehen. (Schmunzelt.) Aber ich kann mich gut daran erinnern, dass ich in Australien mit den Temperaturen meine Mühe hatte. Bei den Junioren herrschten nach meinem Viertelfinal einmal 45 Grad Celsius, da wurden sämtliche Partien unterbrochen. Und ich war völlig durch.
Australien ist das Land der giftigen Tiere. Sind Sie einer, der Angst hat vor allem, was kreucht und fleucht?
Eigentlich gar nicht. Meine Mutter ist eher die, die ein Glas über eine Spinne stülpt, damit sie dann mein Vater oder ich wegbringen können. Und auch die giftigen Tiere in Australien erhöhen meinen Puls nicht wirklich. Wenn ich jetzt mit einem Camper in der Wildnis unterwegs wäre, würde ich mich aber wahrscheinlich schon genauer damit auseinandersetzen.
Haben Sie schon einmal Vegemite probiert, den typisch australischen, malzig-salzigen Aufstrich?
Ja, bei meiner ersten Teilnahme am United Cup. Um es diplomatisch auszudrücken: Es ist nicht so meins.
Wie oft benutzen Sie dieser Tage die allgegenwärtige Bezeichnung «mate» (zu Deutsch: Kumpel)?
Vermutlich brutal oft. Für mich steht dieses Wort für die australische Lebensart, die ich wirklich mag. Die Leute sind offen, gut drauf, völlig gelassen. Und was die Sauberkeit betrifft, erinnert es mich manchmal an die Schweiz.
Apropos «mate»: Werden wir 2025 noch einmal ein Doppel von Ihnen mit Stan Wawrinka sehen, wie beim Turniersieg 2023 in Gstaad?
Ich weiss es nicht, aber ich hoffe, wir werden noch so oft wie möglich den Court teilen. Sei es beim Davis Cup oder bei einem anderen Turnier. Es hängt auch davon ab, wie lange Stan noch weiterspielen möchte. Ich hoffe, noch lange!
Wawrinka ist dank einer Wildcard im Melbourne-Hauptfeld dabei. Daneben steht mit Belinda Bencic, die nach ihrer Babypause wie Sie auf das Protected Ranking zurückgreift, auch wieder im Rampenlicht. Was trauen Sie ihr zu?
Sie hat direkt in den ersten, kleinen Turnieren gezeigt, wie schnell es gehen kann, bis sie ein gutes Niveau hat. Ich bin mir sicher, dass sie extrem hart gearbeitet hat. Es freut mich, dass sie zurück ist. Sie tut dem Schweizer Tennis gut, sie ist ein echtes Aushängeschild.
Turnierbeginn am Sonntag, noch ohne Zeit-Ansetzungen:
Dominic Stricker (ATP 298) – James Duckworth (Aus, ATP 94)
Stan Wawrinka (ATP 158) – Lorenzo Sonego (It, ATP 54)
Belinda Bencic (WTA 421) – Jelena Ostapenko (Let, WTA 17)
Viktorija Golubic (WTA 90) – Elise Mertens (Bel, WTA 34)
Turnierbeginn am Sonntag, noch ohne Zeit-Ansetzungen:
Dominic Stricker (ATP 298) – James Duckworth (Aus, ATP 94)
Stan Wawrinka (ATP 158) – Lorenzo Sonego (It, ATP 54)
Belinda Bencic (WTA 421) – Jelena Ostapenko (Let, WTA 17)
Viktorija Golubic (WTA 90) – Elise Mertens (Bel, WTA 34)