Die Tennis-Schweiz sorgt sich um eines der vielversprechendsten Talente. Dominic Stricker steckt nicht nur in einer veritablen sportlichen Krise, ihn beschäftigen auch teaminterne Probleme, wie ein «NZZ»-Bericht aufdeckte. Darin war die Rede vom schwierigen Ablösungsprozess von seinem Vater Stephan Stricker, der auch als sein Manager amtete. Und von Rücktrittsgedanken war die Rede – mit gerade einmal 22 Jahren.
Die heikle, komplexe Situation im Team Stricker sorgte vor Wochen bereits dafür, dass sein renommierter Trainer Dieter «Didi» Kindlmann die Kündigung einreichte. Dies hat Stephan Stricker mittlerweile auch bestätigt, er selbst schweigt aber über die Vorwürfe, dass er zu fordernd aufgetreten sei und wiederholt auch den Schweizer Verband Swiss Tennis verbal angegriffen habe.
«Ich werde mir die Zeit nehmen»
Nun meldet sich erstmals Dominic Stricker selbst zu Wort – er veröffentlicht am Donnerstagabend auf Instagram ein kurzes Videostatement. Er sagt darin nach anfänglichem Dank für die vielen Nachrichten, die er in Folge des veröffentlichten Artikels erhalten habe: «Ich war selbst davon überrascht, was ich alles gelesen habe. Es stimmt, dass ich einen schwierigen Saisonstart hatte. Aber als Team sind wir daran, Lösungen und einen neuen Weg zu suchen. Das Turnier in Trimbach steht für mich als nächster Schritt auf dem Programm, worauf ich mich extrem freue. Danach werde ich einen Aufbaublock machen. Ich werde mir die Zeit nehmen, um die ganzen Entscheidungen nicht zu schnell zu treffen.»
Auch der Spieler selbst erwähnt die Kündigung von Coach Kindlmann, lässt aber offen, ob es nicht doch noch eine weitere Zusammenarbeit geben könnte: «Wir haben immer noch ein super Verhältnis und sind noch nicht ganz sicher, wie es weitergeht. Ich glaube, da stehen noch alle Türen offen.»
Und dann geht Stricker auch auf seinen Vater ein – zumindest auf dessen Rolle: «Es ist ebenfalls wahr, dass ich auf der Suche nach jemand Neuem für das Management bin.» Er habe in der Zwischenzeit auch hier schon eine Lösung gefunden, erklärt Stricker, ohne einen Namen zu nennen: «Ich bin da Swiss Tennis natürlich extrem dankbar, dass sie mich in den nächsten Monaten unterstützen werden. Gemeinsam schaffen wir das.»
In eigener Firma nicht zeichnungsberechtigt
Von einem vorzeitigen Karriereende ist im Video nicht die Rede. Im Gegenteil. Zumindest vorerst scheint dies kein Schritt zu sein, den Stricker ernsthaft erwägt. Das Videostatement kann viel mehr als erster eigenständiger Schritt bei seinem geplanten Neuanfang gewertet werden. Die Ablösung von seinem Vater scheint darin offensichtlich eine zentrale Rolle einzunehmen. Stricker will sich neu aufstellen und selbst Entscheidungen treffen können.
Das war bislang nicht so – denn zumindest auf dem Papier ist Dominic Stricker persönlich schlecht aufgestellt. Wie ein Blick ins Handelsregister zeigt, ist der Tennisspieler in den letzten Jahren nicht als Zeichnungsberechtigter aufgeführt worden. Und das bei einer Firma, die auf seinen eigenen Namen lautet. Die «Dominic Stricker GmbH» läuft über die Namen Stephan und Sabine Stricker, also seine Eltern, die die GmbH gründeten, als Dominic noch 17 Jahre alt war. Nach dessen Volljährigkeit wurde dies offensichtlich aber nicht geändert.
Es ist selbsterklärend, dass dies ganz grundsätzlich keine gute Basis für eine gesunde Firma sein kann. In Strickers Fall kommt erschwerend noch der emotionale Aspekt hinzu, weil hier Familie und Geschäft vermischt werden.