Auf einen Blick
- Dominic Stricker in Trimbach SO warm empfangen
- Experte Heinz Günthardt erklärt Strickers Neuanfang
- Stricker ist auf Platz 284 der Weltrangliste zurückgefallen
Die Freude in Trimbach SO war gross, als sich Dominic Stricker (22) kurzfristig für das kleine ITF-M25-Turnier anmeldete. Hoher Besuch für einen Event, der ansonsten vor allem Top-Junioren den Einstieg in die Profiwelt ermöglichen soll. Stricker wurde am Halleneingang mit einem grossen Banner empfangen: «Hopp Dominic – unsere Nr. 1». Drinnen warteten nach dem gewonnenen Startmatch gegen den Tschechen Jan Kumstat (18, 6:2: 6:4) junge Fans, die nach Autogrammen und Selfies fragten – und ebenfalls ein kleines Plakat gebastelt haben.
Gespielt wurde auf Teppich, also einer Unterlage, die sonst auf höchster und zweithöchster Stufe bei keinem einzigen Turnier zu finden ist. Allein das veranschaulicht, wie weit unten der US-Open-Achtelfinalist von 2023 wieder anfangen muss, nachdem er in der Weltrangliste infolge seiner Rückenverletzung und der fehlenden Comeback-Resultate immer weiter zurückgereicht wurde.
Platz 284 ist es mittlerweile. Hinzu kommen die Nebengeräusche, mit der sich anbahnenden Trennung von Trainer Dieter «Didi» Kindlmann (42), der bereits gekündigt hat, sich öffentlich aber nicht über die Hintergründe auslassen möchte. Und mit der Loslösung von Vater und Agent Stephan Stricker, der das Management abgeben wird, sobald sein Sohn eine neue Lösung gefunden hat.
Trimbach? «Richtig und wichtig»
Stricker werkelt seit Wochen an einem neuen Entwurf seiner Karriere. Der Neuanfang startet nun in Trimbach, nur eine Autostunde von seiner Heimatgemeinde Grosshöchstetten BE entfernt. Nach den letzten turbulenten Tagen hat er sich entschieden, vor der Haustüre anzutreten. Blick-Tennisexperte Heinz Günthardt (66) sagt hierzu: «Es ist richtig und wichtig, dass er auf dieser Stufe antritt, um möglichst viele Matches zu spielen. Und gleichzeitig ist es auch mutig, dass er ausgerechnet in die Schweizer Tennisprovinz geht, wo alle hinschauen. Er hätte dies auch auf einem anderen Kontinent machen können, wo die mediale Aufmerksamkeit viel geringer gewesen wäre.»
Klar ist: Wer auf diesem Level antritt, will hier schnellstmöglich wieder raus. Es ist weder vom Preisgeld her noch von der Punkteausbeute lukrativ. Oder wie Günthardt es ausdrückt: «Du spielst dort unten nur für Matches.» Stricker müsse sich jetzt wieder in einen Rhythmus spielen und Selbstvertrauen aufbauen: «Seine erste Priorität muss jetzt schlicht das Tennis sein – er muss sein Spiel wiederfinden. Das Ranking ist dann irgendwann eine Konsequenz davon.»
Die kleineren Turniere werden vorerst Strickers neue Realität bleiben. Wildcards bei grösseren Wettbewerben sind freilich möglich, doch die (nationale) Konkurrenz schläft auch nicht. Stricker ist nicht das einzige vielversprechende Talent des Landes.
«Wenn Domi richtig Spass hat, …»
Günthardt ist sich aber sicher: «Wenn Domi richtig Spass hat, wird er schnell wieder an einem anderen Ort sein. Denn die Fähigkeiten, an einem Turnier durchzulaufen, hat er zweifelsohne. Er ist begnadet mit seinem Timing und seinem Händchen. Nur hat er zuletzt halt wirklich wenig Tennis gespielt, weil er kaum mehr gewonnen hat.»
Der Sieg zum Auftakt des Trimbach Open war Strickers erster im Jahr 2025. Die jungen Fans in der solothurnischen Gemeinde werden sich freuen. Sie dürfen dem unerwarteten Gast noch länger bei der Arbeit zusehen.