Am Montag starten die Australian Open, aber niemand interessiert sich fürs Tableau oder für die Spieler. Das stört Tennis-Experte Marc Rosset am meisten an der leidigen Djokovic-Affäre. «Seit einer Woche sprechen wir über nichts anderes – das nervt nicht nur mich, sondern auch viele andere Spieler», so der 51-jährige Genfer.
Der Ping-Pong-Wettkampf zwischen den Parteien sei kompliziert, nichts sei klar. «Ich glaube, das ist jedem verleidet. Eine Entscheidung muss her, damit wieder über Tennis geredet wird.» Rosset meint aber zu wissen, warum sich Immigrationsminister Hawke für seinen Entscheid so viel Zeit liess. «Wollte ich Djokovic so richtig ärgern, hätte ich auch erst Freitag entschieden», sagt er lachend. Oder die Message richte sich an Turnierchef Craig Tiley: «Nach dem Motto: Du hast uns das alles eingebrockt, jetzt warte bis nach der Auslosung, halte einen Lucky Loser bereit, ich wünsche ein gutes Turnier!»
Kein Mitgefühl mehr für Djokovic
Rossets Geduld mit Djokovic habe jedenfalls ein Ende. «Er wurde am 16. Dezember positiv getestet, traf danach Kinder, gab Interviews, reiste nach Spanien, wo sein Aufenthalt nicht nachweisbar ist – da hört jedes Mitgefühl bei mir auf.» Mit den Fehlern habe sich der Serbe wohl den letzten Kredit bei den Australiern verspielt. «Stellt sich nun noch heraus, dass sein Test fake war, sitzt er in der Scheisse.»
Seine fanatischen Anhänger werde Djokovic auch dann nicht verlieren. «Die ihn immer liebten, vergessen die Geschichte schnell. Aber die ihn nie gern hatten, hassen ihn noch mehr.» Ein wenig wie zu seiner Zeit, sagt Rosset: «Die Leute fanden mich katastrophal oder toll. Bei Djokovic einfach multipliziert mit 10'000.»
Sollte Djokovic also seinen Kampf nicht besser aufgeben und abreisen? «Er fühlt sich offensichtlich im Recht zu spielen... Sicher ist: Wäre ich in einem Restaurant nicht erwünscht, würde ich es schnellstens verlassen und in das nebenan gehen!»