«Die Ausnahme von Djokovic geht ins Gesundheitliche»
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Tennis-Experte Marc Rosset:«Die Ausnahme von Djokovic geht ins Gesundheitliche»

Rosset über Djokovic-Wirbel
«Novak muss die Gründe offenlegen!»

Im Interview erklärt Tennis-Experte Marc Rosset, warum Novak Djokovic nun möglichst schnell kommunizieren sollte, warum er ungeimpft an den Australian Open spielen darf.
Publiziert: 05.01.2022 um 16:12 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2022 um 16:55 Uhr
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Tennis-Experte Marc Rosset nimmt Stellung zum Fall Djokovic, der in Australien mit einer Sonderbewilligung starten darf.
Foto: Keystone
Cécile Klotzbach

Was halten Sie von dem Entscheid, Djokovic in Melbourne spielen zu lassen?
Marc Rosset:
Die Lage ist kompliziert. Die medizinischen Gründe für eine Ausnahmebewilligung sind klar aufgeführt. Um zu beurteilen, ob alles rechtens ist, müsste Djokovic die Gründe offenlegen. Und das sollte er bald tun. Ich las, dass sich bereits einige Politiker, Sportler oder Legenden wie Rod Laver kritisch geäussert haben.

Mit welcher Erklärung könnte sich Djokovic rechtfertigen?
Entweder kann er beweisen, dass eine frühere Impfung bei ihm schlecht verlaufen ist, oder dass er Herzprobleme hat. Vielleicht hatte er ja im Herbst Covid und hats niemandem gesagt. Trifft etwas davon zu, wäre die Geschichte abgeschlossen. Im Fall Djokovic gibts für mich vor allem ein Problem der Kommunikation.

Es ist sicher nicht fair anderen Spielern gegenüber.
Sicher, leider läuft es aber so im Leben. Dass du als Nummer 1 Vorteile geniesst, ist ja klar. Oft profitierte davon auch Roger Federer. Vielleicht will das Turnier unbedingt sehen, wie Djokovic bei ihm den Grand-Slam-Rekord holt. Schon letztes Jahr gab es diese Klassentrennung. Die meisten Teilnehmer mussten in harte Quarantäne, einige lebten 14 Tage im Hotelzimmer, wo sie noch nichtmal die Fenster öffnen konnten. Und zwei, drei Privilegierte konnten sich in Adelaide unter angenehmen Bedingungen schön vorbereiten. Aber ich kritisiere eigentlich nicht Djokovic persönlich. Er hats versucht und erreicht, was er wollte – das ist nicht verwerflich. Ob er sich damit jedoch einen Gefallen getan hat? Es könnte hart für ihn werden, denn sein Fall betrifft die Gesundheit und Pandemie-Polemik.

Was erwartet ihn?
Seine Ankunft in Australien wird sicher speziell sein. Es gab ja kürzlich eine Umfrage, in der 80 Prozent der Bevölkerung nicht wollte, dass ein ungeimpfter Spieler in Melbourne antreten darf. Es gibt dort Leute, die sich seit Beginn der Pandemie nicht innerhalb ihres Landes bewegen dürfen. Die fünf Monate am Stück in Quarantäne leben, ihre Arbeit verloren haben, ihre Grosseltern im benachbarten Bundesstaat nie sehen oder nicht an deren Beerdigung gehen dürfen. Ich kann mir vorstellen, dass es einige schockiert, dass da ein Tennisspieler aus dem Ausland kommt und Sonderregeln geniesst.

Schadet der Entscheid auch dem Tennissport?
Es wird viel zu reden geben, das tut dem Tennis nicht gut. Sport ist nicht unwichtig, denn er gibt Menschen viel, aber er sollte sich nicht mit Wirtschaft und Politik vermischen. Und vor allem nicht über die Gesundheit gesetzt werden und Freipässe erhalten. Es gibt Regeln, und die gelten für alle.

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