Die Geheimniskrämerei ist vorbei. Novak Djokovic (34) setzt allen Spekulationen ein Ende und verkündet auf Instagram, dass er nach Australien ans Grand-Slam-Turnier reist. Eine Sondergenehmigung macht es dem ungeimpften Superstar möglich. Dieser Entscheid erschüttert den Tennis-Zirkus in seinen Grundfesten.
Im Rahmen des zurzeit laufenden ATP Cups in Sydney äussern einige Tennis-Kollegen ihr Unverständnis über diesen Vorfall. Der Brite Jamie Murray sagt: «Falls ich nicht geimpft wäre, würde ich keine Sonderbewilligung erhalten, so glaube ich.» Profitiert der «Djoker» von seinem Standing als Superstar? «Der Promistatus heiligt die Mittel», schreibt ein User auf Twitter. Der Australier Alex de Minaur findet – mit einer grossen Portion an Ironie – den Entscheid «sehr interessant».
Toni Nadal fordert Erklärungen
Toni Nadal (60), Onkel und ehemaliger Coach von Rafael, fordert Antworten vom Serben: «Es wäre gut, wenn Novak Erklärungen liefern würde. Ich glaube, das würde die Zweifel klären als Zeichen von menschlicher Sensitivität und Verständnis.»
Der US-Spieler Noah Rubin erklärt: «Ich habe mit ein paar Spielern gesprochen. Letztendlich ist es ganz einfach: Entweder organisierst du eine Pressekonferenz, oder du verfasst eine Mitteilung, in der du die Situation erklärst, warum du eine medizinische Sonderbewilligung erhalten hast.»
Welches Kriterium hat Djokovic erfüllt?
De Minaurs australischer Landsmann James Duckworth gibt sich diplomatisch: «Er muss die Kriterien irgendwie erfüllt haben, und dann sollte er natürlich dabei sein.» Einen der folgenden fünf Punkte hat er erfüllt – nur welchen?
- Eine Herzerkrankung in den letzten 3 Monaten
- Eine Corona-Erkrankung in den letzten 6 Monaten
- Ein akut schlechter Gesundheitszustand
- Aufgetretene schwere Nebenwirkungen bei einer früheren Anti-Corona-Impfung
- Es besteht ein grosses Impfrisiko
«Lächerlich!»
Besonders brisant wird die Geschichte, wenn man bedenkt, dass Spieler wie Tennys Sandgren, der ebenfalls nicht geimpft ist, zuhause bleiben müssen. Der US-Amerikaner hat sich nicht um eine Sonderbewilligung bemüht, weil er «keine der geforderten Punkte erfüllte». Das berichtete der Journalisten Ben Rothenberg.
Gespannt sein darf man auch auf die Reaktion der Leute vor Ort. «Es wird sehr interessant zu sehen sein, wie die Leute in Melbourne, die Stadt mit dem weltweit längsten Lockdown, darauf reagieren werden», schreibt ein User auf Twitter. Ein weiterer fügt hinzu: «Das ist beschämend! Für beide, die ATP und Djokovic. Lächerlich!»
Goldene Chance für Djokovic
Auch die Zeitungen in Australien halten nicht mit Kritik zurück. Die «Daily Mail» titelte online «You must be Djoking». Novak Djokovic dürfte dies herzlich egal sein. Der Serbe erhält ab dem 17. Januar die goldene Chance seinen 21. Grand-Slam-Titel zu gewinnen und damit Roger Federer und Rafael Nadal hinter sich zu lassen. (nab)
