Die ukrainische Tennisspielerin Marta Kostyuk erlebt keine einfache Zeit. In ihrer Heimat tobt der Krieg, trotzdem ist sie auf der Tour unterwegs. «Die ersten zwei Wochen nach der Invasion hatte ich das Gefühl, Opfer zu sein. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, weil ich mich in meinem Leben selten so fühle», sagt sie gegenüber «CNN». Inzwischen ist sich die 19-Jährige darüber klar geworden, dass Schweigen das falsche Rezept ist – auch weil sie psychologische Hilfe in Anspruch nimmt.
Sie habe sich in den letzten Wochen schon gefragt, welchen Sinn es habe «hier zu leben». Nun will sie reden. «Es hilft mir sehr, wenn ich siege, um meine Stimme zu erheben», so Kostyuk im Interview mit «Eurosport». «Ich denke, das ist das, was ich tun sollte, was ich tun muss.»
Sind nicht bereit, Opfer zu bringen
Und auch Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus sollten laut Kostyuk ihre Stimmen erheben. «Sie tun so, als wäre nichts. Sie tun so, als seien sie Opfer der Situation – und das kann ich ehrlich gesagt nicht verstehen», attackiert sie diese.
Auch dafür, dass sie aus Angst um ihre Verwandten nicht reden, hat sie kein Verständnis. Kostyuk fordert ein klares Statement. Denn: Wer in den Top 50 klassiert sei, habe genug Geld, um die Familie in ein anderes Land zu bringen. Sie selber hat ihre auch aus der Ukraine geholt.
«Also bitte. Es sind nun zwei Monate vergangen», erklärt sie. «Sie haben alle Möglichkeiten, um ihr Familien an einen anderen Ort zu bringen. Es ist nur ein Opfer, das die Leute nicht zu bringen bereit sind.»
«Die ganz Welt unterstützt uns»
Immerhin gebe es sonst viel Unterstützung für die Ukraine. «Wir wissen, dass die ganze Welt uns unterstützt. Jeder weiss, dass das, was geschieht, falsch ist. Und dennoch sind wir auf der Tour alleine», sagt sie bei «CNN». Und beklagt sich, dass sich russische oder belarussische Spielerinnen nie erkunden, wie es ihr gehe. «Wir waren Freunde und sie kamen nie auf die Idee, zu mir zu kommen und mir zu sprechen», erklärt sie, wieso sie den Kontakt zu ihnen abgebrochen hat.
Kostyuk ist sich bewusst, dass sie auch vor Ort helfen könnte. Trotzdem hat sie sich dagegen entschieden. «Der Tennis-Court ist der Ort, wo ich meinen Kampf führen werde.» (bir)