Hingis exklusiv über Bencics Märchen-Comeback
«Sie hat das Zeug, um wieder ganz vorne dabei zu sein»

Belinda Bencics Lauf an den Australian Open endet im Achtelfinal – doch es ist ein vielversprechender Start in ihr Comeback-Jahr, in dem ihr Tennis-Legende Martina Hingis viel zutraut.
Publiziert: 19.01.2025 um 17:06 Uhr
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Belinda Bencic hat ein verblüffend starkes Comeback hingelegt.
Foto: Getty Images
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Marco PescioReporter Sport

Am Ende fehlt Belinda Bencic (27) im Achtelfinal der Australian Open gegen Coco Gauff (20) etwas die Kraft (7:5, 2:6, 1:6), doch die Ostschweizerin darf Melbourne dennoch erhobenen Hauptes verlassen. Und im Wissen, ein – selbst für sie – unerwartetes, beeindruckendes Comeback von ihrer Baby-Pause hingelegt zu haben. Bencic hat «Down Under» allen imponiert. Auch Tennis-Legende Martina Hingis (44), in deren Grand-Slam-Fussstapfen sie so gerne einmal treten würde.

Hingis ist noch immer die letzte Frau, die an den Australian Open drei Turniersiege aneinanderreihen konnte. Von 1997 bis 1999 gelang der früheren Weltnummer eins der Hattrick, und danach stand sie gleich nochmals drei Jahre lang im Endspiel.

Nun sagt sie gegenüber Blick: «Es ist super, auf welchen Niveau Belinda jetzt schon wieder spielt. Im physischen Bereich hat es ihr mit Fortdauer der Partie gegen Gauff noch gefehlt, doch spielerisch hat sie definitiv schon wieder zu alter Stärke zurückgefunden.»

Hingis erkennt sofort wieder die Handschrift ihrer Mutter Melanie Molitor (67), die Bencic in jungen Jahren zur Top-Spielerin formte und an die Weltspitze führte: «Diese Tennis-Schule hat sie in sich, das ist ihre Basis. Das sieht man einfach auf dem Platz – und das wird sie auch nicht verlieren. Deshalb sagte ich schon früh, dass es mich nicht überraschen würde, wenn sie auf höchstem Level nochmals gut spielen würde.»

Durchziehen wie beim Olympiasieg

Hingis, die nach ihrer Karriere auch Mutter einer Tochter namens Lia (5) wurde, zieht Parallelen zur Ukrainerin Elina Switolina (30), welche nach ihrer Schwangerschaft auf der Tour ebenfalls sehr schnell wieder Tritt fassen konnte: «Belinda ist ein ähnliches Phänomen. Ich glaube, wenn sie gesund bleibt und motiviert an die Sache ran geht – und das tut sie –, dann hat sie das Zeug, um wieder ganz vorne dabei zu sein.»

Bencic, die ehemalige Nummer vier der Weltrangliste, brauche nun neben der konditionellen Basis vor allem Spielpraxis gegen weitere Spitzengegnerinnen: «Sie muss imstande sein, das Top-Level aus dem ersten Satz gegen Gauff voll durchziehen zu können. Wie sie es 2021 bei ihrem Olympiasieg auch getan hat.» Gleichzeitig betont Hingis, wie wichtig Bencic als Aushängeschild für das Schweizer Frauen-Tennis sei. Und sie bedauert, dass nebst Céline Naef (19), die ebenfalls aus der Molitor-Talentschmiede stammt, nicht viel Nachwuchs nachkommt. 

Bencic allerdings sei wieder auf einem vielversprechenden Weg. Auch in mentaler Hinsicht: «Für Belinda haben sich mit der Geburt von Bella die Prioritäten verschoben. Sie muss niemandem mehr etwas beweisen, alles ist jetzt ein Bonus für sie.» Diese neue Lockerheit habe man in Bencics Partien in Melbourne bereits erkennen können. Und der grosse Grand-Slam-Traum in ihrem Hinterkopf? «Den darf sie weiterhin haben. Denn viele reden nur von solch einem Titel. Doch Belinda hat auch tatsächlich das Potenzial dazu – und ich würde es ihr wünschen, dass sie es voll ausschöpfen kann», so Hingis, die die Tour nach wie vor eng verfolgt.

Sabalenka nähert sich Hingis-Marke

À propos: Die jüngste Anfrage von Wunderkind Mirra Andreeva (17) habe sie gefreut: «Es wäre eine schöne Aufgabe gewesen. Tennis ist noch immer meine Passion und ich hätte ihr mit Sicherheit weiterhelfen können. Doch ich kann momentan nicht 15 Wochen lang im Jahr als Trainerin unterwegs sein. Lia hat klar Priorität. Deshalb kommt das für mich derzeit nicht infrage.»

Und was sagt sie dazu, dass sie am nächsten Sonntag als letzte Melbourne-Hattrick-Frau abgelöst werden könnte, wenn Aryna Sabalenka (26) erneut zum Titel marschieren würde? Hingis nimmt es locker und meint schmunzelnd: «Das macht mir nichts aus. Wenn sie so gut spielt, dann hat sie sich das auch verdient.»

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