Er will nicht, die anderen können nicht. Nick Kyrgios (ATP 40) ist seit vielen Jahren ohne Trainer unterwegs auf der Tennis-Tour. «Das wäre aus dem Fenster geworfenes Geld», sagte der extrovertierte Australier vor zwei Jahren in einem Podcast.
Ganz alleine ist der 27-Jährige bei den Spielen zwar nicht. Aktuell in Wimbledon unterstützen ihn in der Spieler-Box Vater Giorgos, Schwester Halimah, Freundin Costeen Hatzi, Manager Daniel Horsfall und Physio Will Maher. Aber eben: Ein sportlicher Trainer fehlt in der Auflistung.
Besser so, ist Kyrgios überzeugt: «Niemand kennt mein Tennis besser als ich», sagt er. Er höre einfach nicht gerne auf Ratschläge.
Das kann einer, der den aktuellen Wimbledon-Finalisten bestens kennt, nur bestätigen: Joshua Eagle (49), Ex-Coach von Kyrgios zwischen 2014 und 2015.
Eagle gibt Einblick in Zeit mit Kyrgios
«Er hat mir nicht zugehört – und er würde auch sonst niemandem zuhören», sagt Eagle zu «Eurosport». Der Coach ist Landsmann von Kyrgios und war einst selber Tennisspieler.
Eagle erinnert sich an die Achterbahnfahrt als Kyrgios-Trainer: «Jeder Tag mit Nick ist anders. Du weisst nie, was du bekommst. Da ist die pure Brillanz, und dann wieder die komplette Enttäuschung an anderen Tagen.» So, wie man Kyrgios auf der Tour kennt.
Auf der einen Seite das Tennis-Genie, das ohne Trainer den Wimbledon-Final erreicht und am Sonntag (15 Uhr) gegen Novak Djokovic (35, ATP 3) antritt. Auf der anderen Seite der Tennis-Rüpel, der auf dem Weg zu seinem grössten Spiel in der Karriere in Wimbledon zweimal blechen musste. Je eine Busse gabs nach seiner Spuck-Attacke und nach dem verbalen Aussetzer beim Skandal-Match gegen Stefanos Tsitsipas.
Am Sonntag Genie oder Wahnsinn?
«Er ist so talentiert, dass er schon drei, vier, fünf Grand Slams hätte gewinnen können», schätzt Ex-Coach Eagle ein. Vielleicht kommt diesen Sonntag immerhin mal Titel Nummer eins ins Palmarès von Kyrgios. (str)