Blick führt dich durchs Wimbledon-Village
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Hautnah an den Stars:Blick führt dich durchs Wimbledon-Village

Wimbledon für Insider
Hier trifft man Djokovic im Gmüeslädeli

Ein Tennis-Dorf inmitten der Weltstadt London: ein Streifzug durch das berühmte Wimbledon Village in unmittelbarer Nähe zur Turnieranlage.
Publiziert: 09.07.2023 um 14:28 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2023 um 15:52 Uhr
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Tennis-Flair im Wimbledon Village: Die Bar «Hemmingways» hat die Scheiben mit den Siegern der letzten Jahre verziert. Roger Federer gewann hier 2017 seinen letzten von acht Titeln.
Foto: Sven Thomann

Wenn eine Gruppenumarmung mit Stefanos Tsitsipas und Paula Badosa das ist, was man schon immer gerne mal erleben wollte, dann ist man im Wimbledon Village genau richtig. Das mag etwas überspitzt klingen, ist aber vor ein paar Tagen genau so geschehen, als zwei Mitarbeiter dieser Zeitung das Restaurant «Sticks’n’Sushi» verliessen und direkt in die Arme des neuen Tennis-Traumpaares liefen. Der Grieche und die Spanierin wurden belagert von einer Gruppe junger Fans. Also herzten sich alle (ohne die SonntagsBlick-Mitarbeiter, versteht sich) völlig spontan – was ganz gut zum Bild passt, das die beiden herzigen Verliebten derzeit abgeben.

Und es zeigt auch auf: Im Rahmen des grössten und prestigeträchtigsten Tennisturniers des Jahres gibts wortwörtlich Stars zum Anfassen.

Wimbledon, das ist jener Bewerb, an dem man Carlos Alcaraz und Novak Djokovic innerhalb von 30 Sekunden begegnet – und Ersterer dem anderen «viel Glück heute» zuruft. Wimbledon ist dort, wo man beim Italiener «Cent Anni» Viktoria Asarenka samt Familie antrifft oder die Entourage von Weltnummer eins Iga Swiatek am Nebentisch ihr Glacé-Dessert geniesst.

Das Rasenturnier verfügt über die berühmte, wunderschön gepflegte Anlage – mit den Blumen-Bouquets und den 8-Millimeter-Rasenplätzen. Aber es ist eben auch mehr als nur das grosse Areal an der Church Road. Es strahlt aus ins ganze Quartier. Das Wimbledon Village im Südwesten Londons lebt den Tennissport förmlich.

An der High Street und der Hill Road schmücken zahlreiche Geschäfte ihre Schaufenster mit allerlei Tennis-Sujets. Jene mit grünem Rahmen nehmen an einem Wettbewerb teil. Malereien, Puppen, Schläger, Filzbälle, Fotos aus vergangenen Tagen. Das kreativste Fenster gewinnt.

«Die verrücktesten zwei Wochen überhaupt»

Die Bar «Hemmingways» platzt jeden Abend aus allen Nähten, hier gibts ein kühles Bier nach einem langen Turniertag. Auch Roger Federers Ex-Coach Peter Lundgren hat dem Pub gerne mal einen Besuch abgestattet.

Wenige Meter davon entfernt ist das «Dog & Fox», eine grosszügige Bar, die gleichzeitig auch ein Hotel ist. Hier soll Nick Kyrgios 2019 vor seinem Zweitrundenmatch gegen Rafael Nadal gesehen worden sein. Und: «Auch letztes Jahr war er Gast bei uns», verrät Barkeeper Robbie.

Unweit davon entfernt herrscht reges Treiben im kleinen Einkaufsladen «Bayley & Sage». Auf einer Tafel ist ein Autogramm von Weltnummer acht Maria Sakkari zu sehen. Ein Angestellter, der seinen Namen nicht verraten möchte, sagt beim Gemüseeinräumen: «Lange hatten wir hier Rafael Nadals Unterschrift an der Wand. Auch Federer und Djokovic kauften schon bei uns Lebensmittel ein. Genauso wie Serena Williams mit ihrer Familie. Oder gerade eben: Spiderman-Schauspieler Tom Holland mit Freundin Zendaya.»

Im Wimbledon Village geht es allen gleich: Sie machen gerade das Geschäft des Jahres. «Es sind für uns die verrücktesten zwei Wochen überhaupt», meint Kellner George vom italienischen Restaurant «Carluccio’s». Er strahlt. Die Kasse klingelt, und die Stimmung bei den Gästen ist stets ausgelassen. Sie schätzen es, dass man hier auch spät abends noch was zu essen bekommt.

Tom von «The Stand Flowers» erklärt, 2022 sei ein Auftrag von Ausrüster Yonex reingeflattert. Er sollte Kyrgios am Finaltag ein paar schöne Blumen ausliefern. Und dann meint er: «Auch Boris Becker war früher in unserem Geschäft. Schauen Sie, irgendwo dort hinten hat er immer gewohnt.» Er zeigt in Richtung des Wimbledon Common Golf Clubs.

Das Mami von Bencic kocht

Becker gilt als Trendsetter unter den Hausmietern in Wimbledon. Heute ist es völlig normal, dass Top-Stars hier in einem kleinen (oder grösseren) Häuschen absteigen. Auch die Schweizer.

Marc-Andrea Hüsler war bis zu seinem Ausscheiden Nachbar von Italiens Hoffnungsträger Jannik Sinner. Stan Wawrinka, der längst für seine Barbecue-Künste bekannt ist, wohnt auch in der Nähe. Genauso wie Belinda Bencic, die zusammen mit ihrem Freund und Kondi-Trainer Martin Hromkovic, dem Rest des Teams sowie ihren Eltern Dana und Ivan ein Haus reserviert hat.

Sie sagt schmunzelnd: «Meistens kocht mein Mami. Und sonst bin es wohl ich – bei all den Männern in diesem Haushalt. Martin ist dafür ganz gut am Grill.» Auswärts essen gehe sie nur selten, sagt Bencic. Das Thai-Restaurant «Patara» könne sie aber empfehlen. Oder den Argentinier «Buenos Aires».

Es ist eigentlich egal, wohin es einen verschlägt: Wimbledon hat in der Weltstadt London Dorf-Charakter. Nirgends sind die ansonsten oftmals so strikt abgeschotteten Tennis-Stars so nahbar wie hier: Wenn man sie Gemüse einkaufen, den Hund Gassi führen oder schlicht zur Anlage laufen sieht.

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