Plötzlich war er wieder hellwach – und es dämmerte ihm. Doch da war es schon zu spät. Stefanos Tsitsipas (24) musste nach der deutlichen 2:6, 1:6, 6:7-Niederlage gegen Carlos Alcaraz (20) feststellen, dass seine Matchvorbereitung wohl nicht in die Tennis-Lehrbücher dieser Welt eingehen würde.
Der Grieche wurde von der Weltnummer eins regelrecht überfahren, was einerseits daran lag, dass sich Alcaraz in blendender Verfassung befindet. Andererseits aber auch an einer im Nachhinein falschen Entscheidung von Tsitsipas, wie dieser kurz nach der Partie zugab.
Um seine aus dem Rhythmus gebrachten Regenerationsphasen zu regulieren, habe er auf Schlaftabletten zurückgegriffen – und auf ein 20-minütiges Nickerchen vor dem Viertelfinalspiel gesetzt.
Beides, so Tsitsipas, sei keine gute Idee gewesen: «Es hat nicht wirklich Spass gemacht in diesen ersten beiden Sätzen. Ich war komplett weg, habe mich richtiggehend schläfrig gefühlt. Ich hoffe, das passiert mir nie wieder.»
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Die Melatonin-Tabletten habe er zu sich genommen, weil er zuvor in Roland Garros einige späte Partien zu bestreiten hatte: «Nicht allzu spät, aber doch genug, um meinenj Schlafplan zu ruinieren.» Die Hormone hätten ihm helfen sollen, ausgeruht auf den Court zurückkehren zu können.
«Überrascht, dass ich kein Adrenalin und Stress verspürte»
Es ist nicht das erste Mal, dass Tsitsipas in der französischen Hauptstadt «diesen Fehler» macht. Er erinnert sich an ein Duell mit Novak Djokovic (36) beim ATP-1000-Turnier in Paris-Bercy 2019, als er aus den gleichen Gründen auch auf Melatonin zurückgegriffen habe – und dann in zwei Sätzen ebenfalls unter die Räder kam (1:6, 2:6).
In der Affiche gegen Alcaraz habe er sich zu Beginn «ruhiger als üblich» gefühlt: «Ich war überrascht, dass ich kein Adrenalin und Stress verspürte.»
Nicht bereit für die wichtigen Momente?
Auf die Versöhnung mit der Stadt der Liebe muss Tsitsipas also weiter warten. In Paris hat er nicht nur die schlechten Schlaf-Erfahrungen gemacht, er hat hier auch die bitterste Niederlage seiner Karriere kassiert. 2021 verlor er in Roland Garros den Final gegen Djokovic – nach 2:0-Satzführung. Damals ganz offensichtlich ohne Pillen im Vorfeld.
Überhaupt hat der Mann aus Athen allmählich den Ruf, in den wichtigen Momenten seiner Karriere nicht liefern zu können: Im Vergleich mit Turniersiegen weist er fast doppelt so viele Finalniederlagen auf (9:17). Neben seinem Roland-Garros-Endspiel hat er zu Beginn des Jahres auch jenes an den Australian Open (wieder gegen Djokovic) verloren. Und seine Sieg-Niederlage-Bilanz bei ATP-500-Finals ist gar vernichtend: 0:10.