Die Platz-Interviewerin im Grandstand-Stadion bringt es auf den Punkt: Das muss Liebe sein zwischen Dominic Stricker und New York. Der 21-jährige Berner schreibt an den US Open weiter an seinem Grand-Slam-Märchen.
Auf seinen Sensationssieg gegen Weltnummer sieben Stefanos Tsitsipas (25) lässt er einen hart erkämpften Erfolg über den Franzosen Benjamin Bonzi (27, ATP 108) folgen. Wieder in fünf Sätzen. Wieder mit viel Drama. Und wieder mit viel Emotionen nach dem verwerteten Matchball: Stricker lässt sich auf den Boden fallen, vergräbt das Gesicht in seinen Händen. Unfassbar, er hat es erneut getan! Inklusive Qualifikation ist das sein sechster Sieg in nur elf Tagen.
Strickers Lauf in New York könnte ihn nun auf eine noch grössere Bühne führen – der Gegner im Achtelfinal ist mit Taylor Fritz (25) die Weltnummer neun und der aktuell bestklassierte Amerikaner. Es kommt am späten Sonntagabend (Schweizer Zeit) zum Auftritt im Louis Armstrong Stadium, dem zweitgrössten Platz auf der Anlage.
«Ich bin noch nicht müde»
Aber für den US-Open-Debütant ist auch schon der Grandstand, auf dem er nun seine letzten beiden Matches bestritten hat, eine Riesensache. Im Platz-Interview sagt er auf die Frage, ob er denn jetzt überhaupt noch Kraft habe fürs weitere Turnier: «Ich bin noch nicht müde. Ich habe noch nie vor so vielen Leuten gespielt, das gibt einem enorm viel Energie.»
Und als sich die Interviewerin beim Schweizer Überraschungsmann erkundigt, ob es im Rahmen seiner in den letzten Tagen thematisierten Ernährungsumstellung – «weniger Schoggi, weniger Süsses» – eine Ausnahme gebe, sagt er schmunzelnd: «Da muss ich wohl zuerst mein Team fragen.» Als dann Coach Dieter «Didi» Kindlmann auf der Tribüne lachend bejaht, meint Stricker: «Ja, jetzt gibts ganz sicher ein bisschen Schoggi. Keiner von uns hat geglaubt, dass es so weit gehen würde. Jetzt stehe ich im Achtelfinal, und es ist noch nicht vorbei.»
Er darf von der Djokovic-Affiche träumen
Dass Stricker einen Top-10-Spieler schlagen kann, hat er im Duell mit Tsitsipas bewiesen. Würde er nun auch Fritz ausschalten, könnte er im Viertelfinal auf Superstar Novak Djokovic (36) treffen. Der Serbe bekommt es seinerseits in der nächsten Runde mit dem kroatischen Qualifikanten Borna Gojo (25) zu tun.
Eines ist bei aller Träumerei aber schon sicher: Stricker wird nach den US Open den langersehnten Sprung in die Top 100 der Welt schaffen. Aktuell noch auf Position 128 klassiert, wird er dank der bislang 205 gewonnenen ATP-Punkte wohl um Rang 87 zu finden sein. Es ist ein echter Meilenstein in der Karriere des Youngsters aus Grosshöchstetten BE. Und obendrauf gibts ein fettes Preisgeld: Umgerechnet rund 250'000 Franken. Ein kleines Vermögen und mehr als ein Drittel seines bisherigen Karrierepreisgelds.