Krieg und Schwangerschaft prägten ihr bewegtes Jahr
Switolina trumpft an den French Open gross auf

Die Ukrainerin Elina Switolina (28) hat nach ihrer Schwangerschaft ein eindrückliches Comeback hingelegt. In Roland Garros nutzt sie die Bühne, um ein klares Zeichen gegen den Krieg in ihrer Heimat zu setzen.
Publiziert: 02.06.2023 um 21:20 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2023 um 21:43 Uhr
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Ihr wundersames Comeback geht weiter: Elina Switolina steht an den French Open im Achtelfinal.
Foto: Sven Thomann

Wie nah Freud und Leid im Leben manchmal beieinander liegen, musste Elina Switolina (28) im letzten Jahr erfahren. Nur zweieinhalb Monate nach Ausbruch des Krieges in ihrer Heimat, bei dem plötzlich auch ihre Liebsten in Gefahr gerieten, verkündete die Ukrainerin ihre Schwangerschaft.

Die Top-Spielerin aus Odessa gebar daraufhin im Oktober das Mädchen Skai – die erste gemeinsame Tochter mit dem französischen Profi Gaël Monfils (36). Eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Das «wunderbarste Geschenke» in der «wunderbarsten Nacht», wie Monfils twitterte. Während die Familie in der Ukraine weiterhin mit der steten Angst vor Bomben leben musste.

Switolina sagt, sie wusste früh, dass sie so schnell wie möglich auf den Tennisplatz zurückkehren möchte. Einerseits, weil die frühere Weltnummer drei noch immer hohe sportliche Ziele verfolgt. Andererseits, weil sie ein «Vorbild» sein und ihre Stimme für die Ukraine erheben möchte.

Switolina weiss, dass sie als Tennis-Exponentin mit grossem Bekanntheitsgrad viel bewirken kann. Sie hat von Anfang an Klartext gesprochen, kritisiert und angeprangert. Sie hat den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (45) getroffen, zerbombte Städte besucht und für den Einsatz für ihr Heimatland eine Auszeichnung erhalten – wiederum von Selenski persönlich.

Strassburg-Titel hat besonderen Platz in ihrer Karriere

All dies sei Motivation gewesen, auf die Tour zurückzukehren. Stets im Bewusstsein, dass es als frischgebackene Mutter in so kurzer Zeit kein einfaches Unterfangen darstellen würde, wieder zur Weltspitze zu gehören. Rankingmässig hat sie dies als aktuelle Nummer 192 zwar noch nicht geschafft, dennoch ist der Verlauf ihres Comebacks bemerkenswert. Vor einer Woche triumphierte Switolina beim WTA-250-Turnier in Strassburg. Gerade einmal zwei Monate nach ihrer Rückkehr.

Hinterher sagte sie in Roland Garros gegenüber dem «Tennis Channel»: «Den ersten Titel als Mama werde ich niemals vergessen.» Das Preisgeld von etwas über 31’000 Franken spendete sie ukrainischen Kindern, die vom Krieg betroffen sind: «Sie sind unsere Zukunft. Es ist sehr schwer, Kids zu sehen, die Angst haben und nicht wissen, was vor sich geht. Darum wollte ich ihnen diesen kleinen Lichtblick ermöglichen.»

«Respekt vor allen Mamis, die in den Spitzensport zurückkommen»

Dass eine Schwangerschaft keinen Karriereknick bedeuten muss, haben in der Geschichte des Sports schon viele Athletinnen unter Beweis gestellt hat. Studien zeigten auf, dass gewisse nach der Geburt ihres Kindes gar stärker als zuvor zurückkehrten. «Ich habe Respekt vor allen Mamis, die in den Spitzensport zurückkommen und wieder vorne mitmischen», sagte Nicola Spirig (41) vor Jahren zu Blick. Der 2022 zurückgetretenen Triathletin gelang nach der Geburt ihres ersten Sohnes der schnellste 3000-Meter-Lauf ihres Lebens – zudem holte sie noch Olympia-Silber.

Die frühere Orientierungsläuferin Simone Niggli-Luder (45) brachte während ihrer Karriere drei Kinder zur Welt und schraubte ihr Palmarès dennoch auf sagenhafte 23 Weltmeistertitel hoch. Ex-Tennisspielerin Patty Schnyder (44) kämpfte sich nach ihrer ersten Schwangerschaft noch einmal ins Hauptfeld der US Open (2018). Und die ehemalige Biathletin Selina Gasparin (39) schaffte als Mutter noch den Sprung aufs Weltcup-Podest. Sie sagt: «Kind und Beruf sind eine Herausforderung für jeden. Bei einer Sportlerin ist es aber umso schwieriger, weil es sich auf die Leistung auswirkt, wenn man vom Alltag müde ist.»

Auf internationaler Ebene ist die langjährige Tennis-Dominatorin und 23-fache Grand-Slam-Gewinnerin Serena Williams (41) das prominenteste Beispiel. Zwar blieb ihr nach der Geburt ein weiterer Major-Titel verwehrt, dennoch schaffte sie es noch viermal in ein Endspiel. In der Leichtathletik gilt die 14-fache WM-Gold-Sprinterin Allyson Felix (37) als Vorreiterin, weil sie sich für bessere Rahmenbedingungen für Mütter im Sport einsetzte. (mpe)

Dass eine Schwangerschaft keinen Karriereknick bedeuten muss, haben in der Geschichte des Sports schon viele Athletinnen unter Beweis gestellt hat. Studien zeigten auf, dass gewisse nach der Geburt ihres Kindes gar stärker als zuvor zurückkehrten. «Ich habe Respekt vor allen Mamis, die in den Spitzensport zurückkommen und wieder vorne mitmischen», sagte Nicola Spirig (41) vor Jahren zu Blick. Der 2022 zurückgetretenen Triathletin gelang nach der Geburt ihres ersten Sohnes der schnellste 3000-Meter-Lauf ihres Lebens – zudem holte sie noch Olympia-Silber.

Die frühere Orientierungsläuferin Simone Niggli-Luder (45) brachte während ihrer Karriere drei Kinder zur Welt und schraubte ihr Palmarès dennoch auf sagenhafte 23 Weltmeistertitel hoch. Ex-Tennisspielerin Patty Schnyder (44) kämpfte sich nach ihrer ersten Schwangerschaft noch einmal ins Hauptfeld der US Open (2018). Und die ehemalige Biathletin Selina Gasparin (39) schaffte als Mutter noch den Sprung aufs Weltcup-Podest. Sie sagt: «Kind und Beruf sind eine Herausforderung für jeden. Bei einer Sportlerin ist es aber umso schwieriger, weil es sich auf die Leistung auswirkt, wenn man vom Alltag müde ist.»

Auf internationaler Ebene ist die langjährige Tennis-Dominatorin und 23-fache Grand-Slam-Gewinnerin Serena Williams (41) das prominenteste Beispiel. Zwar blieb ihr nach der Geburt ein weiterer Major-Titel verwehrt, dennoch schaffte sie es noch viermal in ein Endspiel. In der Leichtathletik gilt die 14-fache WM-Gold-Sprinterin Allyson Felix (37) als Vorreiterin, weil sie sich für bessere Rahmenbedingungen für Mütter im Sport einsetzte. (mpe)

In Paris nutzt sie die grosse Bühne, um ihre Anliegen kundzutun. Sie betont: «Der Krieg ist immer noch da. Ich möchte die Leute auffordern, weiterhin Geld oder Zeit für die Ukraine zu investieren. Ich hoffe, dass das alles bald vorbei ist.» Und sie betont auch: «Es wäre gut, wenn sich die russischen Spielerinnen und Spieler klar gegen den Krieg aussprechen würden.»

Kein Handshake – und wieder wartet eine Russin

Paris ist auch der Ort, an dem ihr wundersames Comeback eine Fortsetzung erfährt. In Runde drei schlägt sie am Freitagnachmittag die Russin Anna Blinkova (24, WTA 56) 2:6, 6:2, 7:5. Der übliche Handshake am Netz bleibt aus – es ist das Protestzeichen aller Ukrainerinnen und Ukrainer in Duellen mit Russland.

Auch im Achtelfinal gegen Daria Kasatkina (26, WTA 9), die nächste russische Gegnerin, wird Switolina auf das Abklatschen verzichten. Sie zieht ihre doppelte Mission durch. Politisch und sportlich. Unterstützt von Gatte Monfils, der nach seinem verletzungsbedingten Forfait (nach Runde eins) in der Box von Switolina mitfiebert. Und von der kleinen Skai, ihrem grössten Antrieb.

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