Am Anfang der Fehde zwischen ATP-Nr. 1 Novak Djokovic und Nick Kyrgios (ATP 47) steht ein Brief, den der Serbe im Januar an den Turnierdirektor der Australian Open schreibt. Darin bittet Djokovic um Lockerungen der Corona-Quarantäneregelungen für die Tennisprofis. Der Brief, in dem «Nole» mitunter für die Spieler auch Häuser mit eigenen Tennisplätzen fordert, gerät an die Öffentlichkeit und sorgt für viel Kritik am Serben. Auch der Aussie Kyrgios verurteilt das Handeln Djokovics scharf und bezeichnet ihn als «Dummkopf». Auch wegen einem Foto, dass ihn während der Turniervorbereitung in Adelaide in einem Minibus zeigt, in dem er als einziger Passagier keine Maske trägt.
Der 17-fache Grand-Slam-Gewinner veröffentlicht darauf auf Instagram ein Statement, in dem er beteuert, er sei missverstanden worden und habe sich lediglich für seine Kollegen einsetzen wollen. Djokovic: «Meine guten Absichten wurden als egoistisch, schwierig und undankbar interpretiert. Das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein.»
Sticheleien an der Pressekonferenz
«Djokovic wird nie der grösste Tennisspieler aller Zeiten sein, egal wie viele Grand Slams er noch gewinnt», schreibt Kyrgios kurze Zeit später, ebenfalls auf Instagram. «Ich habe zwei Mal gegen ihn gespielt, und wer nicht gegen mich gewinnen kann, der ist nicht der grösste Tennisspieler aller Zeiten.»
Am Sonntag, also einen Tag vor dem Beginn der Australian Open, retourniert «Nole» die Sticheleien des 25-Jährigen während einer Pressekonferenz: Nick sei ein guter Spieler, einer für die grossen Spiele. Auf dem Court habe er viel Respekt vor ihm. «Er hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er jeden Gegner auf der Welt schlagen kann.» Aber: «Neben dem Platz habe ich nicht viel Respekt für ihn», verkündet der Serbe. «Mehr will ich zu ihm oder seinen Kommentaren über mich nicht sagen».
«Novak ist ein komischer Typ»
Schon einen Tag später geht das Wortgefecht der beiden Tennis-Asse in die nächste Runde: Nach seinem 6:4, 6:4, 6:4 Auftakterfolg über den Portugiesen Frederico Silva (25) reagiert auch Kyrgios während der Pressekonferenz auf die Seitenhiebe seines Lieblingsfeindes: «Das ist komisch für mich. Ich habe seine Aussagen, dass er mich abseits des Platzes nicht respektiert, gelesen.» Die Kritik an seinem Verhalten ausserhalb des Platzes überrascht ihn: «Ich habe während der Pandemie Essen an hilfsbedürftige Menschen ausgeliefert. Ich habe sehr auf mein Verhalten geachtet. Ich wollte das Virus nicht verbreiten.» Dann holt auch der auf dem Spielfeld oft hitzköpfige Australier wieder zum Gegenschlag aus: «Novak ist halt ein komischer Typ. Er ist ein grossartiger Tennisspieler, aber auch jemand, der während einer Pandemie ohne Hemd feiert. Schlimmer geht es wohl kaum.»
Nach Djokovics Sieg gegen Jeremy Chardy geht der Serbe nicht mehr auf Fragen zum Kyrgios-Streit ein. Vielleicht möchte er die Fehde auf dem Tennisplatz beenden – ab dem Halbfinale der Australian Open könnten die zwei Streithähne nämlich aufeinandertreffen. (tim)