12 Doppelfehler, 47 Fehler bei 36 Winner – Belinda Bencic ist trotz dem Einzug in die zweite Runde an den Australian Open noch nicht in Bestform. Dies gibt die Schweizerin nach dem Spiel gegen Lauren Davis (USA) offen zu: «Ich bin wie erwartet weit von dem entfernt, was ich eigentlich will. Ich dachte mir schon, dass ich nicht grossartig spielen werde.»
Grund für ihren Pessimismus ist die schlechte Vorbereitung mit zweiwöchiger Isolation im Hotelzimmer. «Die Quarantäne war sicher richtig. Es ist nur schade, dass sich nur ein Teil der Spielerinnen isolieren musste und andere nicht», sagt Bencic, auf deren Flug nach Melbourne ein Passagier positiv auf Corona getestet wurde. «Es ist, wie wenn du unmittelbar nach den Ferien direkt wieder in Form sein solltest.»
So schnell gehe das nicht, findet die Weltnummer 12. «Der Körper fühlt sich schlechter an, das Tennis ist schlechter. Selbst die Reaktionsfähigkeit und die Instinkte – alles ist schlechter. Das muss ich jetzt halt über den Kampf kompensieren.» In der nächsten Runde spielt Bencic gegen die Russin Swetlana Kusnezowa (35, WTA 37). Ob das Trainings-Defizit bis dann aufgeholt ist, kann sie nicht sagen. «Ich weiss nicht, wie viele Spiele ich dafür brauche. Es ist umso schwieriger, weil ich nicht so lange auf den Trainingsplatz kann, wie ich möchte», erklärt die 23-Jährige.
Ausgeschiedene klagen über Quarantäne
Dass die Bedingungen aufgrund der Quarantäne-Regeln nicht für alle gleich seien, ist in den ersten Turniertagen von Melbourne immer wieder zu hören. Vor allem von jenen, die bereits ausgeschieden sind. «Ich habe von Beginn an gemerkt, dass das Gefühl nicht so war wie vor den zwei Wochen Quarantäne», klagt etwa die Deutsche Angelique Kerber.
Die Siegerin von 2016 fliegt gegen Bernarda Pera 0:6, 4:6 raus. Die Amerikanerin war von der Quarantäne nicht betroffen. «Gegen jemanden zu spielen, der zwei Wochen trainieren konnte, das merkte man. Das fehlende Gefühl, Bälle zu schlagen, macht was aus. Ich suche nie Ausreden, aber das war schon ein Grund», findet Kerber. Hätte sie im Voraus von der Hotel-Isolation gewusst, wäre sie vielleicht gar nicht nach Australien gereist, so die 33-Jährige.
Azarenka bekam keine frische Luft
Die Belarussin Viktoria Azarenka, die während ihres Spiels über Atemnot klagt (Video oben), will an der Pressekonferenz eigentlich gar nicht über ihre Gesundheit sprechen. Dann gibt sie den zwei Wochen im Zimmer aber eine Teilschuld an ihrem Out: «War das die beste Vorbereitung für mich? Nein. Dass ich nicht in der Lage war, frische Luft zu bekommen, hatte auf mich die grössten Auswirkungen. Das hat seinen Preis gefordert.»
Ganz deutlich wird der ebenfalls ausgeschiedene Benoit Paire gegenüber der französischen Sport-Bibel «L'Equipe»: «Es ist schei... und beschämend, was passiert ist. Dieses Turnier ist Mist.» Er stört sich daran, dass nur Spieler von Flügen mit Corona-Fällen in Quarantäne mussten, während andere trainieren konnten. «Ich verstehe nicht, warum es nicht fair für alle ist», beklagt sich der Franzose. Aus dem Mund einer Siegerin tönen solche Worte natürlich glaubwürdiger als aus jenem eines Verlierers. (cmü)