Das Ende kommt ganz plötzlich
Wie lange macht es Rafael Nadal noch Spass?

Auch bei Rafael Nadal wird – wie einst bei Steffi Graf – das Ende ganz plötzlich kommen, schreibt Tennis-Experte Heinz Günthardt exklusiv für Blick.
Publiziert: 19.01.2023 um 01:14 Uhr
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Kennen sich gut: Rafael Nadal (links) und Tennis-Experte Heinz Günthardt.
Foto: Daniela Frutiger
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Heinz GünthardtBlick-Kolumnist

«Weisst du, was das schlechteste Gefühl ist, das ich jemals auf dem Tennisplatz erlebt habe?», fragt mich Thomas Berdych, Wimbledon-Finalist 2010 anlässlich einer Runde Golf. Ohne auf eine Antwort zu warten, fährt er weiter. «Gegen Nadal zu spielen, wenn der hundert Prozent fit und in Form ist. Es ist wie im Sturm Rad zu fahren. Du steigst aus dem Sattel, um vorwärtszukommen, aber dann kommt eine weitere Böe und du steigst resigniert ab. Gegen diese Naturgewalt ist schlicht nichts gewachsen.»

«Rafa» war in der Nacht auf Mittwoch in Melbourne keine Naturgewalt; Mackenzie McDonald musste nicht aus dem Sattel, keine Böen schüttelten ihn durch. Anstelle eines Sturms fächelte ein wenig Thermik, auf der der Amerikaner ohne viel Aufwand zum Sieg segeln konnte.

Der Grund dafür ist wieder einmal eine Verletzung. Unzählige hat Rafael Nadal hinter sich. In der anschliessenden Pressekonferenz wurde er gefragt, was ihm die Motivation geben würde, nach den vielen Verletzungen auf den Tennisplatz zurückzukehren. Seine Antwort: «Weil ich liebe, was ich tue!»

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«Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, aufzuhören, wirst du es wissen»
Heinz Günthardt
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Im Frühjahr 1999 gab Steffi Graf nach einer erneuten längeren Verletzungspause wieder einmal ein Comeback und verlor früh im Turnier. Experten rieten ihr danach in Roland Garros gar nicht erst anzutreten – sie sei nicht mehr die gleiche Spielerin, nicht mehr die gleiche Athletin.

Sie hatten recht – und lagen so falsch. Steffi hatte ihren Zenit überschritten. Sie war nicht mehr die gleiche «Naturgewalt» wie früher. Aber sie liebte immer noch, was sie tat. Und deshalb gab es keinen Grund, nicht in Roland Garros anzutreten.

Sie spielte und gewann ihren 22. Grand-Slam-Titel. Vier Wochen später stand sie auch noch im Final von Wimbledon. Als wir anschliessend zusammensassen, fragte sie mich, ob sie aufhören sollte. «Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, aufzuhören, wirst du mich nicht mehr fragen – du wirst es wissen.»

Drei Wochen später spielte sie letztmals in San Diego. Das Ende kam langsam – und dann ganz plötzlich.

Bei Nadal wird es gleich sein. Bis dahin: Vamos «Rafa»!

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