Federer vor dem Turnierstart
«In Wimbledon werde ich wieder mental stark sein»

Weder die Corona-Blase noch die neuen Regeln nehmen Roger Federer an seinem Lieblingsort Wimbledon die Freude.
Publiziert: 26.06.2021 um 15:44 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2021 um 15:51 Uhr
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Roger Federer bereitet sich mit seinem Coach Severin Lüthi und Sparringpartner Andy Murray (r.) auf die Championships vor.
Foto: keystone-sda.ch
Cécile Klotzbach

Wie anders fühlt sich Wimbledon für Sie dieses Jahr an?
Es gibt halt diese Blase – auch wenn Wimbledon für die bestmögliche Bubble sorgt. Aber egal, wie gross das Hotelzimmer ist – es brauchte ein paar Tage, sich daran zu gewöhnen. Es ist schon seltsam, fühlt sich total anders an, im Hotel anzukommen, statt wie gewohnt im Haus, wo ständig mit Familie und Team viel los ist und wir mit den Kindern einkaufen gingen.

Mit welchem Gefühl durchschritten Sie die Club-Pforten?
Ich habe mich natürlich sehr gefreut. In erster Linie, weil ich von einer überstandenen Verletzung zurückkomme. Es ist grossartig, dass Wimbledon in diesen Zeiten überhaupt stattfindet, deshalb gibts nichts zu beklagen. Die Ankunft hier im Club war anders: Erst wirst du informiert, welche Rechte du hast, wann du wo die Maske anlegen musst, welche Wege und Rückwege du gehen musst. Ein bisschen, wie wenn du irgendwo zum ersten Mal bist und erst eine Führung erhältst. Aber jetzt weiss ich alles, die anderen Spieler sind da, Fans werden kommen – mit der Zeit wird es sich normaler anfühlen.

Ist der Frust von Halle überstanden?
Da hatte ich einen schwierigen mentalen Moment. Sicher wird mir das hier nicht mehr passieren, hier werde ich wieder mental stark sein. So passierte es ja schon viele Jahre nicht mehr, worauf ich eigentlich stolz bin. Aber ich hatte in Halle wohl höhere Erwartungen.

Wie haben Sie die Zeit zwischen Halle und jetzt verbracht?
Ich kam zurück, genoss das warme Wetter, ging im See baden, genoss es mit den Kindern – es war schön in der Schweiz! Natürlich habe ich auch noch mal die ganze Halle-Geschichte analysiert. Es war wichtig, dass ich so schnell wie möglich nach vorne blicke und überlege, wie ich in Wimbledon angreife. Ich machte aber erst einmal vier Tage Pause, trainierte nur einmal vor dem Abflug. Seit Dienstag bin ich hier, trainiere die ganze Zeit und bin happy, wie es läuft. Heute und morgen lege ich wieder Pause ein, am Montag absolviere ich noch ein Dreiviertelstunden-Training, damit ich am Dienstag voll erholt ins Turnier starte.

Sie trainierten mit Ihrem alten Bekannten, Andy Murray...
Es war so schön, wieder mal mit Andy auf einem Trainingsplatz zu stehen! Wir fragten uns beide, wann es das letzte Mal vorkam – es liegt sicher lange zurück. Wir beide hoffen, hier im Turnier mal wieder weit zu kommen.

Sie starten gegen Adrian Mannarino (Fr, ATP 42), führen mit 6:0 – was erwarten Sie?
Ich traf auch schon zweimal hier in Wimbledon auf ihn. Dass ich ihn gut kenne, hilft, ist ideal für die Vorbereitung. Ich denke, dass Rasen sein bester Belag ist. Und er hat letzte Woche gut gespielt. Ich darf ihn also nicht unterschätzen. Die richtige Taktik wird entscheidend sein.

Sie liessen das Auktionshaus Christie's in London viele Ihrer Memorabilien zu Gunsten Ihrer Stiftung für über 1,3 Millionen Pfund versteigern. Fiel es Ihnen leicht, sich von den Erinnerungsstücken zu trennen?
Es war schwierig, diesen Entscheid zu treffen, aber nach vielen Jahren kam ich mit Mirka zum Schluss, es zu machen – ich kann ja nicht alles behalten. Ich verfolgte die Auktion aber schon recht emotional. Wichtig ist, dass es für einen guten Zweck ist. Und ich freue mich für die Leute, wenn sie die Dinge schätzen und wissen, dass sie für mich wertvoll waren.

Sie haben auch in Wimbledon Tausende von Erinnerungen. Zum Beispiel Ihr Match gegen Pete Sampras vor 20 Jahren. Gehen die jungen Spieler gegen Sie auf den Platz, wie Sie damals?
Das kommt darauf an, wie nervös die anderen gegen mich sind. Man sieht es ihnen ja nicht unbedingt an. Ich erinnere mich jedenfalls an kein Match so gut, wie an das gegen Pete. Zum Beispiel, wie ich zum ersten Mal durch den Gang zum Centre Court ging. Meine Hände waren eiskalt. Es war ein Wahnsinns-Gefühl, mit dem grossen Sampras einzuspielen, der seinen sechsten Titel jagte – ich konnte es fast nicht glauben. Nachdem ich die ersten Games gewann, fühlte ich mich immer wohler. Das zeigt wie wichtig ein guter Start ist.

Hätten Sie früher gedacht, mit knapp 40 noch auf der Tour zu sein?
Den Plan hatte ich nicht. Ich dachte, gegen 35 wäre es vorbei, wie bei den Stars, die ich verfolgte. Aber damals war es normal, früher aufzuhören. Heute denke ich, ich habe das Beste aus meiner Karriere gemacht, vor allem indem ich es mit Mirka und dem Team genossen habe. Und ich geniesse es immer noch.

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