Malaga ist über 3300 Kilometer von Helsinki entfernt und doch ist die spanische Mittelmeer-Stadt derzeit fest in finnischer Hand. Grund dafür ist das Davis-Cup-Team, das dort aktuell für Spektakel sorgt.
Am Dienstag herrschte in der «Martin Carpena»-Arena Ausnahmezustand. Otto Virtanen (22), die Nummer 171 der Welt, besiegelte im Doppel an der Seite von Harri Heliövaara (34) mit einem Ass den Sieg gegen Kanada und warf den Titelverteidiger damit raus. Die rund 3000 Fans hielt nichts mehr auf den Sitzen.
«Deshalb spielen wir Tennis», sagte ein emotionaler Heliövaara, der im Doppel auf Weltranglistenplatz 29 und im Einzel-Ranking gar nicht geführt ist, nach dem entscheidenden Duell. «Heute war bezüglich Emotionen einer der grössten Tage meiner Karriere.» Möglich gemacht haben es vor allem die Zuschauer.
Mit 14 Reisecars sind Finnen aus der rund 30 Kilometer entfernten Gemeinde Fuengirola, der zweitgrössten Community ausserhalb Finnlands, angereist. Dazu kommen rund 1000 Finnen, die aus Skandinavien nach Spanien geflogen sind. Virtanen, der im zweiten Einzel schon Gabriel Diallo (22, ATP 139) bezwingen konnte, staunte ebenfalls über die Unterstützung: «Wir sind nicht in Finnland, aber es fühlt sich so an. Es bedeutet mir alles, für mein Land zu spielen.»
Verrückte Doppel-Premiere
Finnland steht erstmals überhaupt im Davis-Cup-Halbfinal, die Ausgangslage war allerdings ungünstig. Emil Ruusuvuori (24, ATP 69), die eigentliche Nummer eins der Finnen, musste mit einer Schulterverletzung passen, weshalb Patrick Kaukovalta (24) – die Nummer 783 der Welt – im ersten Einzel zum Zug kam. Gegen Milos Raonic zog er aber den Kürzeren.
Und auch das Doppel-Duo Virtanen/Heliövaara gab es noch nie. Letzterer verrät: «Wir haben bisher noch keinen einzigen Punkt zusammen gespielt. Wir sind 15 Minuten vor dem Spiel durch die Handzeichen und Taktik gegangen.» Doch manchmal sei genau das am besten. «Lass es geschehen. Keine Erwartungen, gib einfach dein Bestes.» Und es hat geklappt.
Das finnische Tennis-Märchen soll am Freitag weitergehen. Die Aufgabe wird mit Vorjahresfinalist Australien allerdings keineswegs leichter. Der 28-fache Davis-Cup-Sieger setzte sich am Mittwoch gegen Tschechien durch. Jarkko Nieminen (42), Captain und früherer Top-20-Spieler, will die Euphorie nicht bremsen, warnt aber: «Die Reise geht weiter, es ist noch keine Zeit zu feiern.» (che)