Stan Wawrinka wird immer mehr zum Sprachrohr der Tennis-Tour. Schon während der Swiss Indoors Ende Oktober erklärte der 38-jährige Romand, dass er seine erarbeitete Position «bestmöglich ausnutzen» wolle. Der dreifache Grand-Slam-Sieger nennt die Probleme im Profi-Tennis beim Namen, spricht sich gegen zu lange, TV- und geldbedingte Night-Sessions aus. Oder für eine Entschlackung des vollgepackten Jahreskalenders.
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Wawrinka sagt, dass der Konflikt zwischen den Interessen der Spieler und den wirtschaftlichen Absichten der Verbände und Veranstalter immer grösser werde. Er meint nun in einem Interview mit «L’Équipe» gar: «Das eigentliche Problem sind heute die Grand Slams.»
«Bis die Spieler ‹Stopp› sagen»
Seiner Meinung nach geben die organisierenden Verbände im Vergleich zu den hohen Einnahmen nicht genug an den Tennissport zurück. Konkret: Nur etwas mehr als zehn Prozent von rund 500 Millionen Euro. «Der Prozentsatz, der den Spielern zurückgegeben wird, ist lächerlich. Er hat sich kaum erhöht», sagt der aktuell älteste Spieler der Top 100 der Weltrangliste.
Die vier Grand-Slam-Turniere (Australian Open, French Open, Wimbledon, US Open) hätten «viel zu viel Macht» und würden nur auf sich selbst schauen. Er findet: «Auch die Grand Slams sind nicht unantastbar.» Wawrinka ist überzeugt davon, dass sich alle Player im Tennis-Business an einen Tisch setzen müssten, um konkrete Pläne zu besprechen: «Jeder will alles, ohne etwas zu geben. Wir stecken fest – bis die Spieler ‹Stopp› sagen.»
Selbst eine Revolution, wie sie nach dem Einstieg Saudi-Arabiens und einem konkurrierenden Wettbewerbsformat (LIV) im Golf vonstatten ging, mag er nicht ausschliessen: «Wir sind noch nicht da. Aber wenn die Grand Slams nicht erkennen, dass sie im Interesse des Tennis arbeiten müssen, wenn sie das nicht verstehen, dann könnte da sicher etwas passieren.»
«Sie müssen begreifen, dass sie nicht allein sind»
Wawrinka betont, er wolle die Geschichte und Tradition des Sports nicht umschreiben, sondern vielmehr die Veranstalter wachrütteln: «Sie müssen begreifen, dass sie nicht allein sind.» Er stört sich daran, dass es immer noch Turniere mit schlechter Infrastruktur gebe: «Ich muss manchmal bei neun Grad trainieren.» Auch ein Fitnessstudio würde hin und wieder fehlen. Der Routinier bringt kein Verständnis auf für Events, die monieren, zu wenig Geld für Spieler-Dienstleistungen zu haben, aber gleichzeitig viel in die Verbesserung von VIP-Services investieren, weil sie damit wiederum mehr verdienen: «Das wirft Fragen auf.»
Wawrinka vertritt die Ansicht, dass auch die unter anderem von Novak Djokovic (36) ins Leben gerufene Professional Tennis Players Association PTPA zu wenig unternommen habe: «Wir brauchen keine Spielergewerkschaft, wir brauchen Spieler an den Entscheidungstischen.»