Der Absturz der Credit-Suisse-Aktie hat auf dem Finanzmarkt für gewaltigen Aufruhr gesorgt. Auch der Sport ist durch die kritische Situation der Bank, die zahlreiche Sponsor- und Partnerverträge mit prominenten Exponenten aufweist, stark betroffen. Roger Federer ist der grösste Name im Portfolio. Ab wann wirkt sich der seit 2009 bestehende CS-Deal negativ auf sein Image aus?
Christian Lang, Marketing-Experte und Leiter Sportmanagment an der Uni St. Gallen, sagt zur Schieflage der Schweizer Grossbank: «Klar sind solche Schlagzeilen für alle, die eine gewisse Verbindung zur Credit Suisse haben, nicht schön. Dazu zähle ich auch das Sport-Sponsoring.»
Lang mahnt aber auch an, den aktuellen Fall differenziert zu betrachten: «Die Bank bedient sich ja der Marke Roger Federer oder der Marke Swiss Football League – und nutzt so deren Image für die Kommunikation. Es geht weniger in die andere Richtung. Es ist nicht so, dass Federer aktiv kommuniziert, dass die CS ein Partner ist, abgesehen von den Werbeleistungen.» Heisst im Umkehrschluss: Ein Skandal vonseiten des Sportlers würde sich auf die Partnerschaft deutlich schlechter auswirken. «Das könnte für ein Unternehmen sehr unangenehm werden.»
Lang ist nicht der Meinung, dass Federer unter dem CS-Absturz leiden würde – geschweige denn auf längere Zeit ein Risiko eingehe. Auch, weil aufgrund der grossen Menge seiner Sponsoren «eine gewisse Verwässerung» bestehe. Und weiter: «Ich glaube auch, dass Roger Federer mit seinem Standing und seiner Beliebtheit national sowie international zu fest verankert ist, als dass die negative Presse ihm nun schaden könnte.»
Die Federer-Seite hat sich auf Blick-Anfrage bislang nicht zum Fall geäussert.
CS braucht die Federer-Emotionen
Lang sieht derzeit keinen Grund, dass Federer oder andere Werbeträger von einem möglichen Sonderkündigungsrecht im Vertrag Gebrauch machen oder eine gemeinsame Vertragsauflösung anstreben könnten.
Zumal er auch nicht an den Untergang der Bank glaubt: «Aus meiner Sicht ist ein Konkurs der CS aufgrund der Kapitaldecke und aufgrund des Fakts, dass sie ein sehr wichtiger Player ist im weltweiten Bankensystem, nicht sehr realistisch. Sprich: Aus meiner Sicht wird die CS überleben. Und dementsprechend muss sie auch weiterhin Marketing und Sponsoring betreiben.»
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Er betont, gerade vonseiten der Credit Suisse bestehe dieser Tage eine grosse Abhängigkeit von den Partnerschaften: «Auch wenn die Bank der Deal etwas kostet, geht es jetzt darum, wieder einen guten Ruf aufzubauen und mittels Partner wie beispielsweise Federer positive Assoziationen zu wecken. Das ist in diesen Zeiten wichtiger denn je.»