Darum gehts
- Djokovic erinnert sich an French-Open-Final gegen Wawrinka 2015
- Er erzählt von «einer der härtesten Niederlagen» und von Kult-Hose
- Djokovic huldigt Wawrinka und findet, er sei «unterschätzt»
Es gibt nicht gerade viel in Sachen Tennis, das Novak Djokovic (37) derzeit jubilieren lässt. Der Grand-Slam-Rekordmann kassiert in diesem Frühjahr einen sportlichen Tiefschlag nach dem anderen. Auf einen gewissen Match aus der Vergangenheit angesprochen, geht dem Serben aber das Herz auf – und das, obwohl auch dieser mit schmerzlichen Erinnerungen verbunden ist.
Die Rede ist vom French-Open-Final gegen Stan Wawrinka (40), der an der Pressekonferenz des Masters-Turniers in Madrid zum Thema wird, weil er heuer zehn Jahre her ist. Djokovic verlor jenes Endspiel 6:4, 4:6, 3:6, 4:6 und verzweifelte daran, den «Coupe des Mousquetaires» immer noch nicht gewonnen zu haben (ein Jahr später wurde er erlöst). «Das war eine der härtesten Niederlagen für mich. Ich dachte, wenn ich schon mal nicht Rafael Nadal als Finalgegner habe, stünden meine Chancen auf den ersten French-Open-Titel besser. Doch dann kam Stan und stahl ihn mir, indem er unglaubliches Tennis spielte.»
Mit fast zehn Jahren Abstand zu jenem 7. Juni 2015 vermag Djokovic darüber zu lachen. Ja, er gerät beim Stichwort Wawrinka geradezu ins Schwärmen – und monologisiert in Madrid minutenlang über seinen jahrelangen Weggefährten und Rivalen.
«Das ist super beeindruckend»
«Wir scherzen noch immer, dass der Grund für sein gutes Spiel damals seine Hosen waren», witzelt Djokovic und stellt die Frage in den (Medien-)Raum, wer sich noch an jene kultigen Karo-Shorts erinnern könne: «Und dann ist er auch noch an der Sieger-Pressekonferenz damit aufgetaucht – ich habe Stan seither richtig gehasst. Nein, das ist natürlich ein Spass. Wir sind gute Kumpels. Er ist ein unglaublicher Spieler und jemand, den ich auch als Person sehr schätze.»
Geht es nach Djokovic, werde Wawrinka in den Diskussionen um die besten Spieler aller Zeiten «sehr unterschätzt»: «Er gewann Olympia-Gold (im Doppel, d. Red.), holte drei Grand-Slam-Titel und legte überhaupt eine wunderbare Karriere hin. Er ist jetzt 40 Jahre alt, mit weiss Gott wie vielen Operationen, die hinter ihm liegen, und er treibt sich immer noch an, ist einer der Ersten auf dem Trainingsgelände. Er macht einfach alles, was es braucht. Und sogar noch mehr. Das ist super beeindruckend.»
Djokovic und Wawrinka kennen sich seit rund zwei Jahrzehnten. Sie waren nicht immer gleicher Meinung, rieben sich auch mal aneinander, pflegten aber eine offene und ehrliche Beziehung, wie Djokovic vor Jahren bereits einmal erklärte. Und Wawrinka wiederum hielt fest, er «liebe» Trainings mit dem 24-fachen Grand-Slam-Sieger, weil ihn dessen Einstellung motiviere.
Umweg über Challengers
Jetzt dreht Djokovic in Madrid den Spiess um – und bezeichnet Wawrinka als Inspiration. Insbesondere die Bereitschaft, nach dem Ranking-Absturz den Weg über die zweithöchste Stufe bei den Challenger-Turnieren zu gehen, imponiert Djokovic: «Ich selbst war nie in dieser Position, und ich hoffe, das werde ich auch nie sein. Doch ich bewundere Stan und auch Andy (Murray) hierfür wirklich. Das sagt viel über ihren Champion-Geist und ihre Mentalität aus.»
Auch diese Woche steht Wawrinka wieder auf Challenger-Stufe im Einsatz. Am Dienstag trifft er in Aix-en-Provence (F) auf den Franzosen Ugo Blanchet (ATP 182). Wann er das nächste Mal Djokovic begegnet, ist offen – aufgrund seines Rankings (ATP 158) ist er selbst in Aix-en-Provence auf eine Wildcard angewiesen.