Okay, eigentlich gibt es für mich jetzt nur zwei Optionen. Entweder ist dies nun mein letzter Text für den Blick und ich setze – mit bald 33 Jahren und meinen neuen Inputs aus erster Hand – alles auf meine Tenniskarriere. Oder ich beende meine Tennislaufbahn per sofort. Denn ein grösseres Spiel bekomme ich eh nicht mehr. Wie heisst es so schön: Man soll ja auf dem Höhepunkt abtreten.
Ich stand tatsächlich mit Stan Wawrinka auf dem Platz. Zwar nicht für eine echte Partie, dafür aber im Rahmen eines Events in Gstaad BE mit Norqain, der Nidauer Uhrenmarke, bei der Stan Botschafter und seit diesem Jahr auch Investor ist. Hätte ich damals dem jungen Gymnasiasten, der ich war, erklärt, dass ich einst mit einem dreifachen Grand-Slam-Sieger einen Court teilen würde, hätte ich mir selbst den Vogel gezeigt.
Zu jener Kanti-Zeit entdeckte ich das Tennis für mich und lieferte mir hitzige Duelle mit meinem Kumpel Andy (Grüsse gehen raus). Nun aber stand mir Stan gegenüber, und die Ballwechsel waren (für mich!) so intensiv wie noch nie. Erstens aufgrund meiner Nervosität. Zweitens aufgrund meiner bescheidenen Schlagqualität, und drittens, weil Stan Katz und Maus mit mir spielte. Ich war eigentlich schon froh, ein paar Bälle übers Netz gebracht zu haben, da spielte er diesen fiesen kurzen Ball, nur um mich danach gekonnt zu überlobben – und mir dann, nachdem ich die Filzkugel irgendwie zurückgebracht hatte, mit einem noch gemeineren Stopp den Rest zu geben. Stan lachte verschmitzt. Und ich war komplett ausser Puste.
Später spielte ich an der Seite von NHL-Legende und Norqain-Mitgründer Mark Streit noch ein Doppel. Auch hierfür hätte mir mein früheres Ich Realitätsverlust diagnostiziert. Wie auch immer – wir unterlagen in einem kurzen Plausch-Tiebreak mit 4:7. Und später noch mal 2:7. Stan jubelte erneut.
Ich fand es schön, zu sehen, mit welch purer, ehrlicher Freude er diese Sportart ausübt. An Pressekonferenzen betont er jedes Mal, dass es neben der Unterstützung der Fans die grosse Leidenschaft fürs Tennis sei, die ihn auch mit 39 Jahren weiter antreibe – und ihn noch nicht an einen Rücktritt denken lasse. An diesem Abend in Gstaad war das deutlich zu spüren. Stan hat einfach Bock auf Tennis.
Und ich jetzt auch. Umso mehr, weil er mir zum Abschluss noch den Griff zu seiner legendären, einhändigen Rückhand zeigte. Nun, ich werde in den eingangs erwähnten Optionen wohl einen Mittelweg wählen müssen. Von einer Tenniskarriere war ich ohnehin schon immer so meilenweit entfernt, wie ich es war, als ich versuchte, einen Service von Herrn Wawrinka zu retournieren. Doch auf dem Höhepunkt aufhören kann ich nach dieser Erfahrung halt auch nicht. Ich werde also weiterpläuscheln, an meiner Rückhand feilen und vor allem zunächst einmal meinen seltsamen Muskelkater im rechten Schienbein auskurieren.
Und Stan tut ab Dienstag wieder das, was er am liebsten tut: Tennis spielen. Noch immer in Gstaad, nur auf einem bizzli höheren Niveau. Darum: Merci beaucoup, Stan. Et bonne chance!
Am Montag:
Leandro Riedi (ATP 137) – Grégoire Barrere (Fr, ATP 130)
Marc-Andrea Hüsler (ATP 229) – Hamad Medjedovic (Srb, ATP 126)
Am Dienstag:
Dominic Stricker (ATP 149) – Botic van de Zandschulp (Ho, ATP 97)
Nicht vor 17.30 Uhr: Stan Wawrinka (ATP 95) – Lukas Klein (Slk, ATP 128)
Am Montag:
Leandro Riedi (ATP 137) – Grégoire Barrere (Fr, ATP 130)
Marc-Andrea Hüsler (ATP 229) – Hamad Medjedovic (Srb, ATP 126)
Am Dienstag:
Dominic Stricker (ATP 149) – Botic van de Zandschulp (Ho, ATP 97)
Nicht vor 17.30 Uhr: Stan Wawrinka (ATP 95) – Lukas Klein (Slk, ATP 128)