Auf dem Papier kann sich die Saison von Belinda Bencic (26) sehen lassen: 26 Siege, nur neun Niederlagen. Zwei Titel bei WTA-500-Turnieren (Adelaide und Abu Dhabi), ein Finalvorstoss in Charleston sowie die Achtelfinals an den Australian Open und in Wimbledon. An letzterem Ort stand sie gar kurz vor der Sensation, Weltnummer eins Iga Swiatek (22) zu eliminieren. Ja, wenn Bencic 2023 spielte, dann tat sie das in der Regel richtig gut.
Nur: Die Ostschweizerin war auch mit vielen Nebenschauplätzen beschäftigt. Da gabs die Trennung von Coach Dimitri Tursunow (40) nach «persönlichen und sportlichen Differenzen». Und: zunächst eine Stressreaktion im Oberschenkel, gefolgt von Schulterproblemen, die sie zwischen April und Juli bloss eine einzige Partie bestreiten liessen. Nach Wimbledon musste sie erneut eine Pause einlegen, um nicht einen weiteren, längeren Ausfall zu riskieren.
«Stetig Fortschritte»
Jetzt ist sie – endlich ohne Tape am rechten Arm – in Washington zurückgekehrt und steht bereits im Viertelfinal (am Freitag gegen Coco Gauff, 19, WTA 4). Wie in London strotzt die Weltnummer 15 nur so vor Spielfreude. Sie weiss: das Tennis ist aktuell nicht das Problem. Nun muss einfach der Körper mitziehen.
Was ihr Spiel betrifft, meint sie: «Ich mache stetig Fortschritte. Meine Vorhand ist so gut wie noch nie, genauso wie mein Service.» Auch ihre Mentalität habe sich stark verbessert, «zumindest meistens», wie sie im Platzinterview nach ihrem 6:1, 6:4-Zweitrundensieg gegen die Amerikanerin Lauren Davis (29) lachend anfügte.
Bencic hat in Washington Schwung geholt für den anstehenden Nordamerika-Swing. Es folgen Montreal, Cincinnati, Cleveland – und schliesslich die US Open, wo sie mit dem Halbfinal 2019 ihr bestes Grand-Slam-Resultat erzielte. Bencic: «Ich möchte mir die Chance geben, bei den grossen Turnieren sehr weit zu kommen.» Nun, in Wimbledon hat sie jüngst gezeigt, dass sie die Besten der Welt schlagen könnte.