Wow, Belinda Bencic setzt nach dem eindrücklichen Achtelfinal-Einzug an den Australian Open noch einen drauf. Die 27-jährige Ostschweizerin, die erst im Oktober von ihrer Baby-Pause zurückgekehrt ist, gewinnt das WTA-500-Turnier in Abu Dhabi. Und das nicht irgendwie, sondern in überzeugender, grossartiger Manier. Auf dem Weg zu ihrem zweiten Titel in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate schlägt sie mit Marketa Vondrousova (25, WTA 37) und Jelena Rybakina (25, WTA 5) gleich zwei Wimbledonsiegerinnen – und dreht über die gesamte Woche gesehen zweimal einen Satzrückstand noch zu ihren Gunsten. Bencic stellt unter Beweis, dass sie auch physisch noch einmal grosse Fortschritte gemacht hat.
Und was ihr erstaunliches Comeback als Mutter am besten widerspiegelt: Die Olympiasiegerin von Tokio hat gerade mal sieben Turniere gebraucht, um wieder in die Top 100 zurückzukehren.
Nur neuneinhalb Monate nach der Geburt von Töchterchen Bella wird Bencic ab Montag schon die Nummer 65 der Welt sein. Die Ausgangslage fürs weitere Tennis-Jahr ist damit ausgezeichnet. Jeder neue Punkt spült sie weiter nach vorne, während sie gleichzeitig auf das Protected Ranking zurückgreifen kann. Und mancherorts dürfte sie auch eine Wildcard erhalten, wie in Abu Dhabi, wo man die Siegerin von 2023 herzlich empfing.
«Werde nur schon emotional, wenn ich dich ansehe»
Nach ihrem diesjährigen Finalsieg über die Amerikanerin Ashlyn Krueger (4:6, 6:1, 6:1) rührt Bencic sogar die Moderatorin und ehemalige Profispielerin Monica Puig (31) zu Tränen, als diese sie ansagen will. «Ich werde nur schon emotional, wenn ich dich ansehe», sagt Puig. Und auch Krueger bezeichnet die Schweizerin in ihrer Ansprache als «inspirierend».
Bencic selbst strahlt bei der Siegerehrung über beide Ohren. Auch, weil sich Bella und ihr Ehemann sowie Fitnesscoach Martin Hromkovic (42) zu ihr auf den Platz gesellen. Es ist der erste grosse Auftritt des Bencic-Nachwuchses in der Öffentlichkeit. Und das Tennis-Mami sagt schliesslich in einer emotionalen Rede: «Einen Titel vor meiner Familie zu gewinnen, ist ganz besonders.»
Titel macht Lust auf mehr
Auch in dieser Woche war der Schlüssel zum Erfolg die Lockerheit, die Bella ihr schenkte. Wie schon in Melbourne nutzte Bencic die Zeit, um bei ihren Liebsten abzuschalten – erneut besuchte sie ein Aquarium. Der Mix aus Matchpraxis, wiedergewonnenem Selbstvertrauen und ihrer neuen Unbeschwertheit auf dem Platz, weil Tennis nicht mehr erste Priorität geniesst, haben die frühere Weltnummer vier beflügelt.
In den Sozialen Medien hoffen einige Fans bereits, dass ihr Comeback-Märchen in diesem Jahr noch lange weitergeht. Manch einer traut ihr sogar schon die diesjährige Erfüllung ihres Grand-Slam-Traums zu.
Nun, dagegen, die Erste nach Kim Clijsters (2009) zu sein, die dieses Kunststück vollbringt, hätte Bencic sicher nichts. Doch für eine seriöse Prognose dürfte es hierfür noch immer deutlich zu früh sein. Und die Rechtshänderin betonte unter der Woche zudem: «Es ist schön, dass ich bereits wieder auf diesem Level bin. Doch es wartet noch viel Arbeit auf mich.»