Es gibt kaum eine langweiligere Slalom-Wette im Ski-Zirkus: «Entweder gewinnt Shiffrin oder Vlhova!» Wer so tippt, ist entweder mutlos oder sicherheitsliebend. Einen hohen Gewinn streicht er damit sicher nicht ein.
Beim Nachtslalom in Courchevel (Fr) ist es wieder einmal Petra Vlhova (Slk), die sich vor Mikaela Shiffrin (USA) durchsetzt. In Killington (USA) war es genau umgekehrt: Shiffrin gewann vor Vlhova. Man merkt rasch: Die 28-Jährigen dominieren den Slalom nach Belieben. Zehn der vergangenen elf Slaloms gehen auf ihr Konto, insgesamt 23 Mal standen sie gemeinsam auf den zwei obersten Treppchen des Podests.
«Es ist wirklich gut für unseren Sport, weil wir uns gegenseitig nach vorne treiben und vielleicht unseren Sport auf ein höheres Level bringen», sagt Vlhova. Diese Ansicht sei ihr vergönnt – sie muss sich nicht um die weitere Konkurrenz kümmern. Wobei die Frage erlaubt ist: Welche Konkurrenz? In Killington verlor Wendy Holdener (30) als Dritte 1,37 Sekunden auf die Bestzeit, in Courchevel büsste Katharina Truppe (Ö) 2,06 Sekunden ein.
Trauen die Trainer den Fahrerinnen zu wenig zu?
Viele haben sich damit abgefunden, dass Platz 3 im Slalom das höchste der Gefühle ist. Genau das stimmt Vlhovas Trainer Mauro Pini nachdenklich. Der Tessiner: «Es kann nicht sein, dass in den letzten sieben oder acht Jahren fast nur Petra und Mikaela gewinnen. Meiner Meinung nach pushen viele Trainer ihre Athletinnen zu wenig – sie sind zu brav, zu nett. Dabei gäbe es noch viel Raum für Verbesserungen. Man darf und soll den Fahrerinnen ruhig mehr zutrauen.»
Immerhin: In der vergangenen Saison gewann Holdener zwei Slaloms, einen ex-aequo mit Anna Swenn-Larsson (32, Sd). Dazu triumphierte die Deutsche Lena Dürr (32) einmal. Pini relativiert: «Petra hatte aber eine schwache Saison und Mikaela war auch nicht top.» Beide hätten sich im Sommer gefangen und einen Schritt vorwärtsgemacht – ganz im Gegensatz zur Konkurrenz. «Darum bin ich von den anderen wirklich enttäuscht.»
Normalsterbliche gegen Ausserirdische
Tatsächlich hatten mehrere Fahrerinnen geglaubt, sie hätten die Lücke zwischen dem Super-Duo und sich dauerhaft verringert. Nun aber geht die Schere wieder auf.
«Viele sind überglücklich, wenn sie Dritte werden und auch noch sehr happy mit Platzierungen zwischen vier und sechs. Das mag im Einzelfall in Ordnung sein, jede hat eine andere Geschichte. Das Ziel sollte aber sein, ganz nach vorne zu kommen», meint Pini.
Vlhova sei vergangene Saison auch an einem solchen, für ihn «gefährlichen» Punkt gewesen. «Aber das geht bei mir nicht. Ich bin ambitioniert. Wir haben das besprochen und einige Dinge verändert – nun sieht man das Resultat davon.»