Es sind nur ein paar Schwünge über die sauber präparierte Piste. Noch sind keine Tore gesteckt, keine Zeit wird gemessen. Und doch: Für Aline Danioth bedeutet dieser Run den Hang runter so kurz vor Weihnachten die Welt. Vor zehn Monaten hatte sich die Urnerin das Kreuzband gerissen. Zum vierten Mal. Mit erst 25 Jahren.
Einmal mehr stand die Schweizer Slalom-Hoffnung im Frühling 2023 ganz am Anfang eines langen, mühseligen Weges, der gesäumt sein würde von Operationen, Schmerzen, Tiefs im Kopf und harten Reha-Einheiten.
Auch den letzten Reha-Punkt abgehakt
Vor wenigen Wochen gewährte Danioth auf Instagram dann Einblick in ihr Comeback-Tagebuch. Von medizinischen Eingriffen über kleine Meilensteine wie das erste Krafttraining oder die erste Wanderung wurde darin alles fein säuberlich aufgelistet und abgehakt.
Am Schluss dieser Liste war ein Eintrag speziell markiert: «SKIING». Endlich Skifahren. Damals fehlte neben jenem Meilenstein noch das Häkchen im Kasten. Jetzt hat Danioth auch dieses Ziel erreicht.
«Dankbar für die Menschen, die mich hochgehoben haben»
«Tausende Schmetterlinge im Bauch», beschreibt Danioth auf ihrem Profil ihre Gefühlswelt, nachdem aus der langen Leidenszeit zum ersten Mal wieder die grosse Leidenschaft wurde. «Stolz auf die Arbeit, die ich hineingesteckt habe, dankbar für die Menschen, die mich hochgehoben haben, wenn es nötig war, stolz auf meinen Körper, dankbar, dass ich gegen all die negativen Stimmen in meinem Kopf angekämpft habe, bereits erleichtert, dass ich beschlossen habe, weiter für meine Träume und meine Leidenschaft zu kämpfen.»
Der Weg bis zur Ski-Weltspitze ist für Danioth zwar noch immer weit. Doch die dreifache Junioren-Weltmeisterin und WM-Goldmedaillen-Gewinnerin beim Team-Wettbewerb 2019 in Are (Schweden) hat gelernt, sich Schritt für Schritt zurückzukämpfen. Die Freude über das bereits Erreichte ist bei ihr darum umso grösser. Nichts macht das deutlicher als der Abschluss des Videos von Danioths erster Comeback-Fahrt. Nach den eleganten Schwüngen breitet sie überglücklich die Arme weit aus und kann sich das Lachen nicht mehr verkneifen. «SKIING»? CHECK!