Die Schweizer Ski-Stars wie Beat Feuz, Loïc Meillard und Co sausen an der WM Richtung Tal, die Ski-Fans fiebern daheim am Fernseher mit. Das Bild stammt aus Cortina, der SRF-Kommentar von Stefan Hofmänner und Experte Marc Berthod. «Genial!», «das wird knapp!», «jetzt kommt gleich die Schlüsselstelle», «hier investiert er ziemlich», «er lässt den Ski marschieren», tönt es in die heimischen Stuben.
Doch Moment mal. Investieren? Marschieren? Was heisst das alles überhaupt? Zeit für ein Ski-Lexikon für die ganzen Fachbegriffe! BLICK fragt bei Marc Berthod nach, was sich hinter seinen skispezifischen Ausdrücken eigentlich verbirgt.
«Er bringt den Ski auf Zug»
«Da geht es um die Fahrtechnik. Die heutigen Skis sind ja tailliert, damit ist das sogenannte Carven möglich. Beim Carven fährt der Ski ohne zu rutschen auf der Kante eine Kurve, dabei kann Tempo aufgebaut werden. Wer den Ski auf Zug bringt, nutzt die Taillierung voll aus. Es ist also ein positiver Begriff, der Fahrer ist schnell unterwegs. Wer vom Kurvenanfang an sofort ohne zu driften ins carven kommt, fährt einen geschnittenen Schwung. Noch so ein Fachbegriff, der hiermit erklärt ist (schmunzelt). Marco Odermatt ist ein Paradebeispiel für diese Fahrweise.»
«Da ist er frech»
«Frech nutze ich in einem positiven Sinn. Wenn einer frech fährt, fährt er mutig. Dann ist er enger am Tor, versucht sich in einer engeren Linie als die Fahrer vor ihm. Er traut sich mehr zu. Wenn es aufgeht, können die Fahrer mit dieser Fahrweise schnell sein.»
«Hier schmiert er heran»
«Schmieren ist ein anderes Wort für driften oder rutschen. Das bedeutet im Normalfall, dass der Fahrer nicht schnell unterwegs ist. Denn wer driftet, verliert Zeit, weil es eine Bremswirkung gibt. Es gibt Ausnahmen wie Beat Feuz. Sein Talent ist so gross, dass er das Tempo trotz driften mitnehmen kann.»
«Hier investiert er mächtig»
«Da geht es um die Linienwahl. Wer investiert, wählt bewusst eine weitere Linie, fährt also mehr Meter – mit dem Hintergedanken, ein, zwei Tore weiter unten den Schwung besser mitnehmen zu können, weil dort zum Beispiel die Schlüsselstelle kommt. Doch ob sich die Investition lohnt, lässt sich nicht voraussagen.»
«Er lässt den Ski marschieren»
«Das sage ich, wenn es um die Endphase einer Kurve geht. Es geht darum, ab welchem Moment ein Fahrer den Druck auf den Ski reduziert und es laufen lässt. Ein Ski marschiert, wenn er ohne Kanteneinsatz einfach laufen gelassen wird. Dominik Paris und Niels Hintermann sind Spezialisten dafür, am Kurvenende früher als andere den Ski nicht mehr zu belasten.»
«Er hat die Kurve weiter oben vorbereitet»
«Das gehört zum gleichen Thema wie das Investieren. Wenn ein Fahrer eine Kurve oder eine Passage weiter oben vorbereitet, nimmt er sich zwei Tore vorher bewusst mehr Zeit, um dann an einer bestimmten Stelle dafür umso mehr Zeit herauszuholen. Zum Beispiel Travis Ganong macht das oft vor Stellen, wo er Tempo machen kann, also wo er seine Stärke ausspielen will. Auch hier: Es kann was bringen oder in die Hose gehen.»
Es ist nicht das erste Mal, dass Berthod seine Fachbegriffe erläutert. Er bekommt auch sonst während der Saison Anrufe und Mails von Zuschauern, die nachfragen. «Ich beantworte diese Fragen gerne», sagt der Ex-Weltcup-Star, «beim Live-Kommentieren hat man nicht die Zeit, um immer genau zu überlegen, wie man etwas formuliert.» Oft sei es aber direkt in der Livesendung auch Hofmänner, der nach Berthods Aussagen nachhakt, ergänzt oder einordnet. Berthod: «Er ist eine Bank. Er rettet mich auch, wenn ich einen Satz beginne und mich dann verschwafle!»
Vom 8. Februar bis 21. Februar 2021 findet in Cortina d'Ampezzo in Italien die alpine Ski-Weltmeisterschaft statt. Hier erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen.
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