Seit seinem zehnten Lebensjahr residiert der in Neuenburg geborene Loïc Meillard in Hérémence unweit der 285 Meter hohen Grande Dixence. Obwohl sich der 24-Jährige in der Region sehr wohlfühlt, denkt er beim Anblick der vierthöchsten Staumauer der Welt gelegentlich an Katastrophales. «Eine Studie besagt, dass das Stade de Tourbillon in Sion bis zu den Flutlichtmasten unter Wasser stehen würde, falls diese Mauer einbrechen würde.»
Die überflutete Heimstätte des FC Sion wäre in diesem Fall aber Meillards kleinstes Problem – Fussball gehört zu den wenigen Sportarten, die den genialen Skifahrer nie besonders interessiert haben. «Dafür habe in meiner Kindheit neben dem Skisport ein paar Erfolge als Mountainbiker gefeiert, zudem war ich Mehrkämpfer in der Leichtathletik», sagt Meillard. «Und diese Leichtathletik-Schule kommt mir heute als Skirennfahrer vor allem im Sommertraining entgegen.»
Medaillen-Anwärter in vier Disziplinen
Dass er ein begnadetes Allrounder-Talent ist, demonstriert Meillard in diesem Winter. Er ist neben Alexis Pinturault der Einzige, der sich in den letzten vier Monaten neben dem Riesenslalom und Slalom auch im Super-G in den Top 7 klassiert hat.
Auf Meillard wartet deshalb bei dieser WM ein Marathon-Programm. Neben seiner Parade-Disziplin Riesenslalom will er auch den Parallel-Riesen, die Kombination und diesen Donnerstag den Super-G bestreiten.
Riesen-Chef schwärmt von ihm
Es ist eben auch die raue Gegend um Grande Dixence, welche Meillard zu einem derart starken und zähen Athleten modelliert hat. «Im Gegensatz zu meinen Schulkollegen habe ich zu Hause nie am Computer gespielt. Mein Spielzimmer war immer die Natur. Ich war sechs Jahre alt, als ich mit meinem Papa die erste selektive Bergtour gemeistert habe. Viele Erwachsene haben mir deshalb erstaunte Blicke zugeworfen.»
Dass Meillard Nehmerqualitäten hat, zeigt auch eine blutige Anekdote vom letzten Winter. Damals stürzte er beim «Powdern» mit Teamkollege Tanguy Nef unglücklich auf den scharfen Kanten seiner Ski und erlitt eine tiefe Schnittwunde seitlich des Schuhrands. «Die meisten anderen Athleten hätten mit einer vergleichbaren Verletzung die Saison abgebrochen. Aber Loïc ist zehn Tage später mit diesem Handicap beim Riesenslalom in Hinterstoder auf den siebten Rang gefahren. Für mich gehört das zu den eindrücklichsten Erlebnissen meiner Trainerlaufbahn», schwärmt Swiss-Ski-Riesenslalom-Chef Helmut Krug.
Vom 8. Februar bis 21. Februar 2021 findet in Cortina d'Ampezzo (It) die alpine Ski-Weltmeisterschaft statt. Wer sind die Schweizer Favoriten? In welcher Disziplin wird wann gefahren? Alle Infos gibts hier.
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