Es schneit in Lenzerheide GR auf 1800 Metern über Meer, aber als Fritz Züger am Mittag im Berghotel Tgantieni erscheint, bricht die Sonne durch die Wolken. Der einstige Trainer von Skistars wie Doris De Agostini, Marc Girardelli und Bode Miller holt mit 70 nach, was in seiner Kindheit und Karriere wegen zu wenig Geld oder Zeit unmöglich war: eine Geburtstagsparty.
Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.
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Im Berghotel feiert er bei seinem lieben Freund, dem Hotelier Silvano Beltrametti (45). Die beiden sind sich einig: «Es ist egal, ob wir uns ein- oder zehnmal im Jahr sehen – wir haben eine starke Verbindung zueinander, die zeitlos ist.» Und schicksalhaft.
Silvano Beltrametti: «Nach dem Unfall war Fritz einer der wenigen, die blieben»
Als Beltrametti 2001 in Val d’Isère schwer stürzt und querschnittgelähmt liegen bleibt, ist Züger sein Trainer. «Neben dem Tod meines Bruders Rolf war das der traurigste Tag meines Lebens», sagt Züger. Doch Beltrametti kämpft sich ins Berufsleben zurück – mit Züger als Begleiter. «Nach dem Unfall klopfen dir alle auf die Schulter, doch nach drei Monaten bist du vergessen. Fritz war einer der wenigen, die blieben», erinnert sich Beltrametti.
Auch Züger kennt das Kämpfen: Nach der Pensionierung glitt er in die Alkoholsucht ab. Das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, versuchte er mit Trinken zu betäuben. Dank Ehefrau Susanne, die seit 38 Jahren an seiner Seite ist, gelingt ihm der Ausstieg. «Eines Morgens schaute ich in den Spiegel – mein Gesicht zerfallen vom Alkohol. Ich als Ästhet habe mich geschämt und wusste: Es ist Zeit, aufzuhören.»
Am Fest zu seinem 70. ist Züger zufrieden und voller Dankbarkeit. Der Geburtstag inmitten seiner Freunde geniesst er bis spät am Abend. Zum Schluss verrät er, was wirklich zählt: «Es ist nie zu spät für Neuanfänge.» Und für wahre Freundschaft – die hält ein Leben lang.