Auf einen Blick
- Lara Gut-Behrami erreicht Podestplatz in St. Moritz trotz eines Fehlers
- Erfahrene Fahrerinnen dominieren das Rennen auf schwieriger Piste
- Top-5-Fahrerinnen sind zwischen 32 und 34 Jahre alt
Als ORF-Expertin Alexandra Meissnitzer (51) nach der Besichtigung der Piste Engiadina den Medienraum betritt, sagt sie sichtlich beeindruckt: «Weil es wenig Schnee hat, gibt es sehr ausgeprägte Bodenwellen. Dazu hat der französische Trainer einen ziemlich schwierigen Kurs gesteckt. Eine Zufallssiegerin gibt es hier nicht.»
Meissnitzer wird, das zeigt sich kurze Zeit später, recht behalten. Es sind die Besten der Besten, die sich durchsetzen. Wie schon so oft in diesem Speed-Winter sorgen die routinierten Fahrerinnen für die Musik.
Das Alter der ersten fünf in Zahlen: 32, 33, 32, 33 und 34. Sie gehören dieser Reihenfolge nach der Siegerin Cornelia Hütter (32, Ö), der zweitplatzierten Lara Gut-Behrami (33) und den drei Italienerinnen Sofia Goggia (32), Elena Curtoni (33) und Federica Brignone (34). Sie spielen ihre Klasse und Routine allesamt aus.
Gut-Behrami: «Das habe ich gesucht»
Gut-Behrami ist nach dem dritten Podestplatz in Serie zufrieden – auch wenn es nicht für den 46. Weltcupsieg der Karriere reicht. Sie sagt: «Ich fahre wieder so, wie ich das möchte. Ich stehe stabil auf dem Ski und beschleunige ihn. Das habe ich gesucht.» Und offensichtlich gefunden. Weit weg sind die Schmerzen im Knie, das fehlende Selbstvertrauen und die Tränen zu Saisonbeginn – damals hatte Gut-Behrami nach der Besichtigung in Sölden (Ö) Forfait gegeben.
Alles wieder in Butter also? Nein. Nicht bei Gut-Behrami, der Perfektionistin. Trotz ihres Podestplatzes in St. Moritz ärgert sie sich über einen Fehler. «Er kam mich teuer zu stehen. Ich hätte deutlich schneller sein können.»
Das Malheur passiert nach 55 Fahrsekunden. Gut-Behrami hebt neben dem Reinalter-Sprung, der diesmal umfahren wird, ab. Sie gerät tief und bohrt ihre Kanten in den Schnee. Kurz darauf zeigt die Zeitmessung: 71 Hundertstel Vorsprung – keine ist schneller. Aber eben, das Tempo ist weg – im Vergleich zu Siegerin Hütter sind es 10 km/h weniger. Das rächt sich im Schlussabschnitt. Auf die Frage, ob sie eine Fahrt am Limit gezeigt habe, antwortet sie: «Nein, es war einfach sicher und schnell.»
Und dann ist da noch Lindsey Vonn (40, USA). Ihr Comeback ist an diesem Traumtag im Engadin das dominierende Thema. Gut-Behrami hat allerdings keine Lust, darüber zu reden. Weil sie sich einst, vor vielen Jahren, verbal in die Haare geraten waren? Vielleicht. Fakt ist auch: Gut-Behrami spricht nur ganz selten über Konkurrentinnen. Zu Vonn befragt, meint sie: «Lassen wir es. Es muss nicht jeder seinen Senf dazugeben.»
Suter stark, Gisin solide
Andere Schweizerinnen reden über Vonn. Corinne Suter (30), als Zehnte zweitbeste Schweizerin, meint: «Es ist megaschön, dass sie zurück ist.» Gleiches gilt für sie, die nach ihrer schweren Knieverletzung immer besser in Fahrt kommt. «Noch passt es nicht von oben bis unten. Aber es geht in die richtige Richtung. Wenn es so weitergeht, kommts gut.»
Michelle Gisin (31) wird 15. und sagt: «Ich war immer überzeugt, dass Vonn schnell sein würde. Sie fuhr ein super Rennen. Meine Fahrt war solide, aber nichts Spektakuläres.»