Vor genau 16 Jahren debütierte sie im Weltcup
Wird Gut-Behrami wieder Königin am Lienzer Schlossberg?

Lara Gut-Behrami (32) kehrt an jenen Ort zurück, an dem alles begann. Das weckt auch bei der sonst oft nüchternen Tessinerin spezielle Gefühle.
Publiziert: 27.12.2023 um 21:03 Uhr
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Aktualisiert: 27.12.2023 um 22:09 Uhr
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Lange ist es her: Vor 16 Jahren debütierte Lara Gut in Lienz. Längst heisst sie Gut-Behrami. Nun kehrt sie erneut zurück.
Foto: THO
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Mathias GermannReporter Sport

Wir schreiben den 28. Dezember 2007. In der Super League ist der FC Aarau Tabellenvierter, der Abstieg des FC St. Gallen zeichnet sich ab und Hakan Yakin hat schon 14 Tore erzielt. Der Fussball bietet auch nach der Hinrunde viel Gesprächsstoff.

Der Skirennsport kann da nicht mithalten – schon gar nicht bei den Frauen, wo seit langem nur kleine Brötchen gebacken werden. Aber auch wenn es noch niemand ahnt, beginnt an diesem Tag in Lienz (Ö) eine der grössten Karrieren der Ski-Geschichte. Die 16-jährige Tessinerin Lara Gut bestreitet im Tirol ihr erstes Weltcuprennen. Sie ist die Jüngste im Starterfeld und trägt die Nummer 60. Bei der ersten Zwischenzeit ist sie sensationelle 14. und auch vor dem Schlusshang sieht alles tipptopp aus. Dann vergeigt sie die starke Ausgangslage. «Ich bin im unteren Teil viel zu direkt gefahren, das war sicherlich nicht das richtige Mittel», meint der Teenager im Ziel. Gut wird 43. und verpasst den zweiten Lauf.

«Eines der letzten Male»

Haargenau 16 Jahre sind seit jenem Lauf vergangen. Gut-Behrami, wie sie seit 2018 heisst, ist 32 und hat ihr halbes Leben im Weltcup verbracht. Erneut startet sie in Lienz. «Auf der einen Seite fühlt es sich an, als wäre es ewig lange her. Andererseits verging die Zeit aber auch wie der Blitz. Es ist sicher speziell, hier zu sein.»

Während der bisherigen Karriere habe sie nie daran gedacht, so Gut-Behrami. «Aber jetzt wird es mir bewusst, dass es eines der letzten Male ist, an denen ich hier sein werde.» Der Hintergrund: Sie hat zwar schon öffentlich darüber gesprochen, bei der WM 2025 in Saalbach (Ö) dabei sein zu wollen – Lienz taucht aber nur im Zweijahresrhythmus im Weltcup auf.

Der frühe Druck belastete sie

So oder so: Der Rucksack, den Gut-Behrami nach mehr als eineinhalb Jahrzehnten im Ski-Zirkus trägt, könnte praller nicht gefüllt sein. Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Gesamtweltcupsiegerin – sie hat alles gewonnen. Auch negative Erlebnisse hamsterte Gut-Behrami genügend – sie rieb sich mit dem Verband und Journalisten auf, wurde hart kritisiert, stand sich zuweilen selbst im Weg und verletzte sich 2017 schwer.

Auf die damalige, frühe Zeit im Weltcup angesprochen, meinte sie einmal: «Ich war noch ein Kind, als ich in den Weltcup kam. Bei vielen Dingen wusste ich nicht, wie ich mit ihnen umgehen sollte. Ich war manchmal verloren. Ich musste einfach liefern, liefern, liefern.»

Mit 32 Jahren ist Gut-Behrami auf der Zielgeraden ihrer Karriere. Dennoch fährt sie vielleicht so gut wie nie zuvor – vor allem im Riesenslalom. «Da stehe ich gut auf den Ski, alles läuft spielerisch ab. Ich bin sehr zufrieden», sagt sie. Kein Wunder, meint Petra Vlhovas Trainer Mauro Pini: «Für mich zählt Lara neben Petra, Shiffrin und Brignone zu den Top-Favoritinnen auf den Sieg in Lienz.»

«Die Zeit mit Lara war unglaublich»

Pini ist ebenfalls Tessiner. Vor allem aber coachte er Gut-Behrami zusammen mit ihrem Vater Pauli, als diese in den Weltcup kam. Pini blick auf ihre Anfangszeit zurück: «Die Zeit mit Lara war unglaublich, sie wurde jeden Tag besser. Und das, obwohl ihre Basis bereits extrem solide war. Ich erinnere mich, wie wir mit der Spanierin Maria José Rienda Contreras trainierten. Lara war erst 13 Jahre alt und durfte drei Tage mit nach Bormio. Obwohl sie körperlich noch lange nicht so weit war wie Contreras, verlor Lara pro Lauf nur eineinhalb Sekunden.»

Spätestens nach ihrem Sieg beim Trofeo Topolino, dem berühmtesten Kinderskirennen der Welt für Elf- bis 14-Jährige, war Pini klar: Sollte sich Gut-Behrami nicht schwer verletzen, würde sie eines Tages eine der Besten der Welt.

Nächstes Duell mit Brignone

So kam es auch. Kontakt zu Gut-Behrami hat Pini kaum noch. Er sagt: «Es ist schön, zu sehen, dass Lara so gut fährt.» 2015 gewann sie in Lienz, bei ihren sechs weiteren Versuchen war sie aber nie besser als Zehnte. Warum? Vielleicht auch, weil der Hang nicht allzu schwierig ist. Immerhin sollte es zumindest im ersten Lauf eisig werden – die vom Regen aufgeweichte Strecke ist nach klaren Nächten hart geworden. Das liegt Gut-Behrami.

Ob sie sich zum zweiten Mal zur Königin am Lienzer Schlossberg küren lässt? Zwei Riesenslalom-Siege hat Gut-Behrami in dieser Saison geholt – genau gleich viele wie Federica Brignone (33). Die Italienerin debütierte ebenfalls im gleichen Rennen vor 16 Jahren im Weltcup. «Ich bewundere Fede, weil ich am eigenen Leib erfahren habe, was es bedeutet, nach so vielen Jahren noch da zu sein. Mit 20 macht das Skifahren Spass, du reist um die Welt, alles ist schön. Ab 30 ist der Spass immer noch da, aber alles wird etwas schwerer.»

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