Riesen-Spezialistin Ellenberger litt nach Trainingsunfall
«Ich sah teilweise nur noch Sterne»

Andrea Ellenberger (30) spricht erstmals über ihren heftigen Abflug im Training. Die Voraussetzungen für Lienz (Ö) sind alles andere als ideal – in Panik gerät sie aber nicht.
Publiziert: 26.12.2023 um 17:06 Uhr
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Aktualisiert: 27.12.2023 um 04:47 Uhr
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Hat keine einfache Zeit hinter sich: Andrea Ellenberger verletzte sich vor einigen Wochen.
Foto: keystone-sda.ch
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Mathias GermannReporter Sport

So hatte sich Andrea Ellenberger (30) Weihnachten nicht vorgestellt. Sie steht in diesem Winter nicht nur ohne Punkte da, sondern leidet an den Folgen ihres Sturzes vor gut drei Wochen.

«Im Panikmodus bin ich aber nicht. Dafür habe ich in meiner Karriere schon zu oft ähnliche oder schlimmere Situationen erlebt», so die Hergiswilerin. Fakt ist aber auch: Sie hätte sich für den Riesenslalom in Lienz (Ö) am Donnerstag eine andere Ausgangslage gewünscht.

Spannungen im Nacken verspürt Ellenberger noch immer. Sie weiss allerdings, dass ihr Trainings-Crash in Sugarbush (USA) weitaus schlimmere Folgen hätte haben können. «Ich hatte Riesenschwein», sagt sie. Doch was ist damals überhaupt passiert?

Purzelbäume und Überschläge

Rückblick: Ellenberger bereitet sich auf das Rennen in Mont-Tremblant (Ka) vor. Am letzten Tag will sie dabei noch einen allerletzten, halben Lauf fahren – «fürs Gefühl in der Fläche», wie sie sagt. Prompt passiert es: Sie hängt an, kommt auf den Innenski, schiesst rechts raus – es folgen Purzelbäume und Überschläge im Neuschnee. «Sie hatte sicher zwischen 60 und 80 km/h drauf», berichtet Cheftrainer Beat Tschuor.

Ellenberger kommt zum Stillstand, bleibt mit verdrehtem Körper liegen. «Zuerst habe ich mich nicht bewegt – ich habe mich nicht getraut. Irgendwann fing ich doch damit an: Füsse, Beine, Oberkörper, Kopf. Es war alles ganz.» Zurück im Hotel zeigt sich, dass sie nicht nur starke Prellungen erlitten hat. Die Vermutung einer Hirnerschütterung ist da. «Ich habe gemäss Protokoll alle Übungen gemacht und mich gut gefühlt. Doch sobald ich mich sportlich betätigt hatte, ging nichts mehr. Der Körper verkrampfte, mir wurde schlecht, teilweise sah ich Sterne.»

«Ich fahre stark, wenn ich hässig bin»

Nach dem Einfahren zum Riesenslalom in Mont-Tremblant hat Ellenberger im Ziel erneut Krämpfe, ihr ist übel und schwindlig. «Die Ärzte rieten mir dringend, auf das zweite Rennen zu verzichten und nach Hause zu reisen.»

Gesagt, getan. Ellenberger fliegt zurück in die Schweiz – und direkt ins Bett. «Ich lag eine Woche flach, mein Körper brauchte Ruhe», erzählt sie.

Mittlerweile geht es Ellenberger besser – zuletzt fuhr sie in Meiringen einen FIS-Riesenslalom, den sie wie erwartet gewann. Das Ziel war aber nicht der Sieg. «Es ging darum, wieder einmal die Nervosität am Start zu spüren und in den Rennrhythmus zu kommen.»

Was erwartet sie in Lienz? «Meine bisherige Saison ist zum Vergessen. Gleichzeitig fahre ich immer stark, wenn ich hässig bin. Immerhin: Negative Emotionen habe ich nun genug – sie sollten für den Rest des Winters reichen.»

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