Marco Odermatt hat in knapp acht Jahren im Ski-Weltcup erreicht, was andere Superstars in doppelt so langer Zeit nicht geschafft haben: In Alta Badia hat der Nidwaldner kurz vor Weihnachten seinen 27. Sieg eingefahren. Zum Vergleich: Marcos Jugend-Idol Didier Cuche (49) hat zwischen 1993 und 2012 21-mal triumphiert.
Es gibt lediglich 13 Athleten, die in der alpinen Königsklasse mehr Erfolge gefeiert haben als der 26-Jährige: Schwedens Nationalheld Ingemar Stenmark (86 Siege), die Österreicher Marcel Hirscher (67) und Hermann Maier (54), Italo-Legende Alberto Tomba (50), Austria-Luxemburger Marc Girardelli (46), der Walliser Pirmin Zurbriggen (40), Norwegens Super-Elch Aksel Lund Svindal und der Pitztaler Benni Raich (36), Frankreichs Alexis Pinturault (34), US-Ski-Hippie Bode Miller (33), Henrik Kristoffersen (No/30) und Stephan Eberharter (Ö/29).
Odermatts denkwürdige Premiere
In Odermatts Biografie gibt es nur noch einen Makel: Der zweifache Gesamtweltcupsieger hat bei der letzten WM zwar neben dem Sieg im Riesenslalom auch in genialster Manier die Goldmedaille in der Abfahrt gewonnen, im Weltcup hat er aber in der Königs-Disziplin noch nicht triumphiert.
Es würde aber einer gewissen Logik entsprechen, wenn der Riesen-Olympiasieger diesen Schönheitsfehler in dieser Woche in Bormio ausmerzen könnte. Auf der extrem steilen, kurvenreichen und selektiven Stelvio hat das Ausnahme-Talent vom Vierwaldstättersee schon mehrere Premieren gefeiert.
2018 waren auf der WM-Piste von 1985 und 2005 diverse Routiniers überfordert, weil die Strecke einer Eisbahn gleichkam. Deshalb trauten viele ihren Augen nicht, als der damals 21-jährige Odermatt diese Herkules-Aufgabe ohne grösseren Wackler meisterte und mit dem achten Rang im Super-G seine erste Top-10-Klassierung im Speed-Weltcup realisierte.
Stelvio dürfte sich zu einer Eisbahn entwickeln
2021 gelang dem Buochser beim Klassiker in Italien der erste Podestplatz in einer Weltcupabfahrt – einzig der siebenfache Bormio-Triumphator Dominik Paris war zwei Zehntel schneller.
Und in diesem Jahr dürfte er auf der Stelvio genau die Bedingungen vorfinden, die ihm besonders behagen: Im oberen Abschnitt ist es hart und griffig, in den weiteren Sektoren sollte sich die Strecke bis zur Abfahrt am Donnerstag aufgrund eines Kälteeinbruchs zu einer Eisbahn entwickeln.
Im Training am Dienstag hat Odermatt offensichtlich taktiert. Als Zehnter war er dennoch zwei Hundertstel schneller als Aleksander Aamodt Kilde. Die Bestzeit realisierte der Franzose Cyprien Sarrazin.