Priska Nufer (31) kehrt zurück an den Ort ihres grössten Erfolgs: Crans-Montana. Auf dem Walliser Hochplateau, das 2027 die WM ausrichten wird, holte sie vor einem Jahr sensationell den Sieg in der Abfahrt. Damit erfüllte sich die Obwaldnerin aus Alpnach einen Kindheitstraum, sie weinte nach ihrem ersten Weltcupsieg vor Glück. «Ich habe viele Jahre hart gearbeitet, um dies zu schaffen. Als es so weit war, war ich einfach nur glücklich.»
Was viele nicht wussten und auch bis heute nicht wissen, ist, dass jener Tag auch in anderer Hinsicht besonders war. Denn: Nufers Vater Peter ging es damals schlecht.
Nufer litt darunter, entschied sich aber dafür, nichts davon in der Öffentlichkeit zu erzählen, weil es ohnehin schon genug belastend war. «Er lebte wegen seiner Krankheit in seiner eigenen Welt und hatte oft auch schlechte Tage. Das war nicht immer einfach, ich hatte eine sehr enge Bindung zu ihm, die Leidenschaft zum Skisport hat uns sehr verbunden.» Zwar konnte Peter Nufer, der seine Kinder immer gefördert hatte, den grossen Tag seiner Tochter nicht vor Ort erleben. «Aber als ich ihn nach meiner Rückkehr aus dem Wallis besucht habe, hat er so gestrahlt wie selten während seiner letzten Lebensmonate. Das hat mich sehr berührt und war einer der schönsten Momente in meinem Leben.»
Anfang April 2022 starb Peter Nufer nach langer Krankheit. «Es schmerzt, aber auf einer Seite bin ich froh, wurde er von seiner Krankheit erlöst. Oft machte ich mir Sorgen, wenn ich für ein Trainingslager oder für Rennen unterwegs war und es ihm gerade schlecht ging. Ich wollte für ihn da sein. Andererseits wusste ich: Es war immer sein grösster Wünsch, dass ich auf den Pisten unterwegs bin», so Nufer. Dass ihr Vater ihren Triumph noch erleben konnte – wenn auch aus der Ferne –, berührt Nufer noch heute. «Er hat mit uns Kindern darauf hingearbeitet. Dass es dann aufging und er es erleben durfte, ist wunderschön.»
«Viele schöne Erinnerungen»
Die erste Saison ohne ihren Vater verlief für Nufer lange nicht nach Wunsch. Doch mit Platz 6 in Cortina qualifizierte sie sich für die WM, holte sich dort in den Trainings gegen Michelle Gisin (29) den letzten Abfahrtsplatz und erreichte mit einer hohen und ungünstigen Startnummer den beachtlichen 11. Platz. «Ich habe alles rausgeholt, was möglich war. Schade, dass es genau am Renntag so warm wurde.»
Nach dem Saisonhöhepunkt denkt Nufer keine Sekunde lang daran, es lockerer anzugehen. Im Gegenteil. Bei ihrer Rückkehr nach Crans-Montana, diesem so speziellen Ort, will sie sich erneut von ihrer besten Seite zeigen. «Ich habe so viele schöne Erinnerungen an letztes Jahr und fahre extrem gern auf der Piste Mont Lachaux.» Auch ihre Familie und viele Freunde werden wieder anreisen. «Und meinen Vater trage ich im Herzen», so Nufer.