Berner Oberländer Gustav Oehrli stürzte schwer
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Bei der Streif-Abfahrt 1983:Berner Oberländer Gustav Oehrli stürzte schwer

Vor 40 Jahren ereignete sich der Streif-Wahnsinn
Beduselter Oehrli wollte Kernens Siegesfahrt stoppen

Vor 40 Jahren schrieben die beiden Jugendfreunde Gustav Oehrli und Bruno Kernen das verrückteste Schweizer-Kapitel in der «Streif»-Geschichte.
Publiziert: 17.01.2023 um 18:55 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2023 um 07:18 Uhr
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Kernen und Oehrli treffen sich heute regelmässig im Hotel Kernen in Schönried.
Foto: Sven Thomann

Was die Norweger Lucas Braathen und Atle Li McGrath heute sind, waren die Berner Oberländer Bruno Kernen und Gusti Oehrli in den frühen 80er Jahren: junge, ziemlich wilde Ski-Zwillinge. Kernen ist in Schönried ungefähr 15 Autominuten von Oehrlis Bauernhof in Lauenen bei Gstaad aufgewachsen. «Gusti und ich waren noch Teenager, als wir uns ewige Freundschaft geschworen haben. Und daran haben wir uns bis heute gehalten», sagt der mittlerweile 61-jährige Kernen.

Wie bunt es die beiden Saaner in ihrer sportlichen Blütezeit getrieben haben, lässt eine Erzählung von Oehrli erahnen. «Es war an einem Ostermontag, als Bruno und ich mit unseren damaligen Partnerinnen ausgegangen sind. Am Abend bin ich mit seiner Freundin nach Hause gegangen und Bruno mit meiner.»

Frontal-Kollision bei der Steilhang-Ausfahrt

An Dramatik, Komik und Emotionen kaum zu überbieten ist aber die Geschichte, welche dieses Wahnsinns-Duo am 21. Januar 1983 bei der Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel geliefert hat. Oehrli ging mit der Startnummer 21 ins Rennen. Bei der Steilhang-Ausfahrt krachte er frontal in den Hauptmast des Fangzauns. Oehrli erinnert sich: «Es hat mich um diesen Pfosten gewickelt, danach bin ich wie ein totes Kalb auf dem Rücken gelegen und habe Sterne gesehen!»

Nachdem der gelernte Maurer schwer beduselt aufgestanden ist, wurde das Rennen freigeben, bevor sich Oehrli von der Rennstrecke entfernen konnte. So etwas wäre heute undenkbar.

Als sein Kumpel Kernen mit der Nummer 29 über die berüchtigte «Streif» donnerte, stand sein Kumpel immer noch am Streckenrand. Direkt bei der Ausfahrt vom Steilhang. Noch nicht ganz bei Sinnen wollte er seinen Freund vor der Gefahr warnen. «Ich hatte Angst, dass Bruno auf dieser brutalen Abfahrt ähnlich schwer stürzt wie ich. Und habe deshalb versucht, ihn abzuwinken. Ich war verwirrt, weil ich beim Crash zuvor kurz das Bewusstsein verloren hatte.»

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Dramatische Szenen in der Nacht

Kernen, in voller Fahrt, sah seinen Kumpel am Streckenrand wild winken. «Am liebsten hätte ich ihm zurückgewunken. Ich habe mich dann aber doch dafür entschieden, mein Rennen voll durchzuziehen!» Zum Glück, denn Kernen raste in diesem Rennen zum Sieg. Es ist bis heute einer der grössten Sensationen in der Hahnenkamm-Historie. Der 21-jährige Kernen triumphierte vor dem berühmten «Crazy Canuck» Steve Podborski und ist damit bis heute der Einzige, der die berüchtigtste Weltcup-Abfahrt bei seinem Debüt gewinnen konnte.

Wirklich feierlich war die Stimmung an diesem Abend in der Oberländer Weltcup-WG trotzdem nicht. Oehrli: «Ich hatte schwere Prellungen am Rücken, deshalb hat mir das Liegen im Bett richtig wehgetan». Kernen kann sich noch heute sehr genau daran erinnern, wie ungemütlich in dieser Phase die Nächte mit seinem Blutsbruder waren. «Wir sind von Kitzbühel zur Olympia-Hauptprobe nach Sarajevo weitergereist. Auf dem Weg dorthin haben wir in einem Hotel in Ljublijana übernachtet. Mitten in der Nacht hat Gusti einen extrem lauten Schrei von sich gegeben, ich bin vor Schreck gestanden im Bett. Gusti hatte offensichtlich einen Albtraum.» Oehrli nickt: «Ich träumte, dass ich noch einmal mit voller Wucht in diesen Fangzaun bei der Steilhang-Ausfahrt einschlage …»

Das Leben danach

In den Jahren danach haben sich die Rollen beim Duo Kernen-Oehrli immer mehr verschoben. Plötzlich war es Bruno, der aufgrund von gesundheitlichen- und Material-Problemen nicht mehr richtig auf Touren kam, während Gusti 1986 bei der Abfahrt in Morzine (Fr) seinen ersten Weltcup-Podestplatz feiern konnte.

Und als Kernen 1989 am Lauberhorn in seinem letzten Rennen abseits der Punkteränge landete, verpasste Oehrli als Vierter einen weiteren Podestplatz nur knapp. Heute sind beide glückliche Familienväter und erfolgreiche Unternehmer. Kernen hat in seinem Heimatort das alte Familienhotel in eine traumhaft schöne Gaststätte verwandelt. Oehrli, der am 2. Mai seinen 61. Geburtstag feiern wird, führt in der Fussgängerzone von Gstaad ein Sportgeschäft und ist zudem als Bergführer tätig.

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