Die Begegnung erinnert an den Film «Twins», in dem Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito zwei ungleiche Zwillinge spielen: Der fast zwei Meter lange, 150 Kilo schwere Christian Stucki (38) besucht nach den Lauberhornrennen den knapp 1,73 Meter kleinen Beat Feuz (35) im Wachskeller.
Charakterlich scheint es zwischen dem Schwingerkönig und dem Abfahrtsmonarchen jedoch keine grossen Unterschiede zu geben. «Ich bin Beat zum ersten Mal vor ungefähr zehn Jahren rein zufällig anlässlich eines SCB-Matchs begegnet. Er war mir vom ersten Moment an sympathisch, weil er trotz seiner riesigen Erfolge bodenständig wie ein Schwinger ist», erzählt der siebenfache Eidgenosse.
Stucki läuft es aber noch heute eiskalt den Rücken hinunter, wenn er an einen Auftritt in Beats Heimatort denkt. «Bumbach-Schangnau war 2011 Austragungsort vom Emmentalischen Schwingfest. Dummerweise ist aus dem Wasserhahn nur noch eiskaltes Wasser geflossen, als ich die Dusche betreten habe. Ich bin wirklich schier erfroren!»
Feuz beginnt laut zu lachen. Dann überreicht der Emmentaler dem Riesen aus dem Berner Seeland ein riesengrosses Textil, mit dem er künftig ganz sicher nie mehr frieren muss.
Produktion in Auftrag gegeben
Hintergrund: Der Olympiasieger hat gewusst, dass der Überschwinger wegen seiner Kleider-Übergrösse seit Jahren grösste Schwierigkeiten bekundet, eine passende Ski-Jacke zu finden. Deshalb hat sein Ausrüster Head eine 4XL-Jacke für den Schweizer Sportler des Jahres geschneidert. «Falls dir die Jacke nicht passt, kannst du sie mir zurückgeben – ich werde dieses Teil dann als Mantel tragen», witzelt der vierfache Abfahrtsweltcup-Sieger.
Aber Stucki zeigt mit dem Daumen nach oben: «Das Stöffli passt mir tipptopp!» Der 43-fache Kranzfestsieger erteilt Feuz zum Dank einen kräftigen Händedruck und spricht zum Abschied die besten Wünsche für den letzten Renneinsatz in Kitzbühel aus. «Danke, Chrigu. Aber wie viele Schwingfeste willst du bis zu deinem Rücktritt nun wirklich noch bestreiten?», fragt der «Beätu».
Eine klare Antwort erhält er von Stucki zum Abschied nicht: «Mal schauen, wie sich der Zustand meiner Schulter entwickelt. Vielleicht werde ich im nächsten Sommer noch ein paar Kranzfeste bestreiten. Vielleicht mache ich aber auch nur noch einen Wettkampf – oder gar keinen mehr.»