Beat Feuz steht vor seiner letzten Woche als Skirennfahrer. Was kaum jemand weiss: Unser Abfahrts-König hat in seiner einzigartigen Karriere nicht nur viel gewonnen, er wurde auch dreist bestohlen.
Ausgeraubt in Schladming
Aufgrund der Nachwehen seines schweren Infekts im linken Knie war Feuz 2013 bei der WM in Schladming nicht als Rennfahrer, sondern als Kolumnist für Blick und SonntagsBlick im Einsatz. Nach einem Interview mit Österreichs Abfahrts-Legende Michael Walchhofer kam für den Emmentaler das böse Erwachen. Was ist passiert?
«Ich kam in dieser Nacht um 00.45 in mein Appartement und habe mich, ohne die Tür abzuschliessen, ins Bett gelegt. Als ich ungefähr sieben Stunden später aufgewacht bin, habe ich sofort bemerkt, dass mein Handy nicht wie üblich auf dem Nachttisch lag. Mein iPhone war unauffindbar.» Nach einem Blick ins Portemonnaie wurde Beat klar, dass er die Nacht nicht ganz alleine verbracht hatte. «Als ich nach dem Interview Michi Walchhofers Hotel in Zauchensee verlassen hatte, waren noch rund 70 Euro im Portemonnaie. Am Morgen war die Kohle nicht mehr drin. Da war mir endgültig klar, dass ein Dieb sein Unwesen getrieben hatte.»
Der Krach mit Cuche
Die Stimmung war im Swiss-Ski-Team nicht immer so harmonisch wie jetzt. Das lag auch an den Übungsleitern: Patrice Morisod, der damals die welsche Trainingsgruppe mit Didier Cuche und Didier Défago betreute, und Sepp Brunner, der die Truppe mit Dani Albrecht, Marc Berthod, Carlo Janka und Beat Feuz coachte, waren gelinde ausgedrückt nicht die besten Freunde.
Im März 2011 kam es in Kvitfjell zu einem verbalen Schlagabtausch zwischen Cuche und Feuz. «Beim Abendessen haben wir angefangen, über die Abstimmung des Materials zu diskutieren», erinnert sich der vierfache Abfahrts-Gesamtweltcupsieger. «Didier war ja in diesem Bereich ein absoluter Meister. Und er war auch bekannt dafür, dass er die Einstellung seiner Schuhe praktisch nach jedem Rennen veränderte. Ich erklärte ihm dagegen, dass ich die Schuheinstellung zwischen den Rennen noch nie verändert hatte. Er schaute mich ungläubig an und fragte, ob ich mir auch sicher sei, dass ich mit dieser Einstellung das Optimum herausholen würde. Natürlich wusste ich, dass das nicht so ist, aber ich fühlte mich auf diese Weise einfach am wohlsten.»
Richtig wütend wurde Cuche dann am nächsten Tag. Feuz: «Ich habe die Kvitfjell-Abfahrt gewonnen – weil ich die günstigere Nummer, weniger Gegenwind und die bessere Sicht als Didier hatte. In meinem jugendlichen Übermut bin ich im Teamhotel auf Didier zugegangen und habe gesagt: ‹Ganz so falsch kann meine Schuheinstellung heute nicht gewesen sein …› Daraufhin ist er explodiert, wir haben den ganzen Abend kein Wort mehr geredet.» Heute verstehen sich Cuche und Feuz übrigens ausgezeichnet.
Der Tod des stärksten Wegbegleiters
Kurz vor seinem neunten Geburtstag lieferte der kleine «Kugelblitz» beim damals wichtigsten Kinder-Skirennen der Schweiz eine ordentliche Talentprobe ab – in Schönried belegte der Bauernsohn hinter dem Einheimischen Pascal Wyssmüller den zweiten Rang. Ab diesem Zeitpunkt duellierte sich Feuz regelmässig mit Wyssmüller.
Feuz: «Pascal war in meiner Jugendzeit der stärkste Nachwuchsfahrer im Berner Oberland, ich war oft der beste Mittelländer. Deshalb sind wir irgendwann gemeinsam ins C-Kader von Swiss Ski aufgestiegen. Er ist damals nicht nur mit seinem Skitalent, sondern auch mit seiner Ausrüstung aufgefallen. Pascal hat nämlich die alten Rennanzüge oder Mützen von Mike von Grünigen getragen.»
Der Hintergrund: Wyssmüllers Vater war der Manager des erfolgreichsten Riesenslalom-Fahrers der Schweizer Ski-Geschichte (Weltmeister 1997/2001, 23 Weltcupsiege). Und seine Mutter ist von Grünigens Schwester. «Selbstverständlich gehörte auch ich zu den Bewunderern von MvG. Deshalb war ich in meinen Gesprächen mit Pascal natürlich immer ganz scharf darauf, dass er mir Insiderstorys aus dem Hause von Grünigen erzählt», erinnert sich der Olympiasieger.
Im Sommer 2006 hat Feuz diesen ganz besonderen Weggefährten verloren. «Nach starken Leistungen im C-Kader hätte Pascal im Sommer 2006 erstmals mit dem Europacup-Team trainieren können. Doch bei der Anreise zu diesem Camp ist er mit dem Auto tödlich verunglückt.»
Die «Frechheit» gegenüber TV-Gigant CNN
Abseits der grossen Skinationen Schweiz und Österreich nimmt der Alpinsport keinen so grossen Stellenwert ein. Die grossen internationalen Medien berichten nur geringfügig über das Geschehen im Skizirkus. So würden die meisten Rennfahrer vor Freude einen Rückwärtssalto machen, wenn sie vom weltweit grössten Nachrichtensender CNN eine Anfrage erhielten. Nicht so Beat Feuz. Als CNN vor den Olympischen Spielen einen grösseren Beitrag mit dem Schangnauer realisieren wollte, sagte unser Abfahrts-König ab. «Der CNN-Journalist bezeichnete meine Absage als Frechheit.» Doch Feuz hat auch damals an seiner Entscheidung festgehalten, die nationalen und regionalen Medien bevorzugt zu behandeln.