Sie liefern sich ein Duell auf höchstem Niveau: Federica Brignone (32) und Lara Gut-Behrami (31). Nach je einem Super-G-Sieg in St. Anton (Ö) liegt die Italienerin im Kampf um die kleine Kristallkugel mit 209:192 Punkten vorne. Entschieden ist noch längst nichts, stehen doch noch fünf Rennen in der Disziplin an – das nächste am Sonntag in Cortina (It). Sicher ist schon jetzt: Auch beim WM-Super-G am 8. Februar zählen die beiden Ausnahme-Athletinnen zu den heissesten Anwärterinnen auf Gold.
Brignone adelt ihre Konkurrentin schon jetzt: «Ich respektiere Lara sehr, sie war schon immer ein Vorbild und ist ein Champion. Es ist unglaublich, wie viel Tempo sie auf den Ski generiert.» Die Parallelen zwischen den beiden sind auf den ersten Blick frappant: Sie sind fast gleich alt, brillieren regelmässig in drei Disziplinen (Riesenslalom, Super-G und Abfahrt) und sind Perfektionistinnen. Dann hören Gemeinsamkeiten auf. Obwohl sehr erfolgreich, ist Brignone deutlich weniger von ihren Fähigkeiten überzeugt. «Auch wenn ich gewinne, frage ich mich danach gleich, ob ich das wohl je wieder schaffen werde», sagt sie.
«Andere sind überrascht – ich nicht»
Auch auf der Piste sind Brignone und Gut-Behrami anders unterwegs: Das Energiebündel aus Mailand fährt runder und nimmt stets den Schwung mit, während die Schweizerin direkter auf die Tore zuschiesst und dadurch weniger Weg macht. Brignone: «Lara ist eine der intelligentesten Frauen im Ski-Zirkus. Ihre Taktik und die Art, wie sie Schlüsselstellen meistert, sind unglaublich.»
Auch anders: Während Gut-Behrami häufig von der Wichtigkeit ihrer Intuition spricht, ist Brignone eine Meisterin der Besichtigung. Für einmal stellt sie ihr Licht nicht unter den Scheffel: «Ich weiss schon vor dem Rennen genau, wo die Ideallinie ist und mit wie viel Speed ich auf gewisse Stellen zufahren werde. Andere Fahrerinnen sind im Wettkampf häufig überrascht – ich nicht.»
Mehr zum Skisport
In Cortina geht das Duell um das rote Super-G-Trikot in die nächste Runde. Während es Brignone bei ihrem Heimrennen noch nie aufs Podest geschafft hat («das will ich jetzt ändern»), gewann Gut-Behrami auf der Tofana schon dreimal – zuletzt bei der WM 2021. «Ich freue mich darauf», so die Tessinerin.