Trainer-Legende packt nach Weltmeister-Titel aus
Swiss-Ski-Funktionäre wollten Meillard als Slalom-Fahrer verhindern!

Loïc Meillard beendet mit dem Gewinn von Slalom-Gold die längste Durststrecke in der Geschichte des Schweizer Skisports. Gemäss seinem C-Kader-Coach hatte Swiss-Ski mit Meillard ursprünglich einen ganz anderen Plan.
Publiziert: 16.02.2025 um 20:48 Uhr
|
Aktualisiert: 17.02.2025 um 08:44 Uhr
1/5
Loïc Meillard carvt in Saalbach-Hinterglemm zum grössten Erfolg in seiner Karriere.
Foto: Sven Thomann

Darum gehts

  • Loïc Meillard gewinnt Slalom-Gold bei Ski-WM nach Noel-Ausfall
  • Meillard krönt sich zum erfolgreichsten Athleten dieser Weltmeisterschaften
  • Zweite Goldmedaille nach Team-Kombi und Bronze im Riesenslalom
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_1182.JPG
Marcel W. PerrenSki-Reporter

Die Franzosen sind nach der ersten Hälfte des WM-Slaloms ziemlich siegessicher, obwohl ihr Olympiasieger Clement Noel (27) lediglich zwei Zehntel vor Loïc Meillard liegt. «Der zweite Durchgang wird Noel noch besser liegen, weil mit Kevin Page ein französischer Trainer den Kurs setzten wird», ist Sebastien Amiez (52), welcher 2002 für Frankreich Slalom-Silber bei den Olympischen Spielen gewonnen hat, überzeugt.

Doch Norwegens Trainerlegende Marius Arnesen macht deutlich, dass das keine Erfolgsgarantie ist: «Ich wurde bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen dreimal als Kurssetzer für den Super-G ausgelost. Aber in keinem der von mir ausgeflaggten Läufe hat ein Norweger eine Medaille gewonnen.»

Und den «Bleus» ergeht es an diesem Tag nicht besser: Während sich Meillard im Finale noch einmal steigern kann, scheidet Noel aus. Damit hat die Schweiz 75 Jahre nach dem Neuenburger Georges Schneider endlich wieder einen Slalom-Weltmeister. Der Walliser krönt sich mit seiner zweiten Goldmedaille nach dem Titel in der Team-Kombi und Bronze im Riesenslalom auch zum erfolgreichsten Athleten bei diesen Weltmeisterschaften. Pirmin Zurbriggen ist der einzige Schweizer, welcher bei einer WM (zweimal Gold und zweimal Silber 1987) noch mehr Edelmetall ergattert hat als Meillard. «Es ist absolut fantastisch, was ich in dieser Woche bei dieser WM erleben durfte», sagt der 28-Jährige freudestrahlend.

«Loïc ist nur halb so gut gefahren wie im Training»

Meillard gibt aber auch zu, dass er 48 Stunden vor dem finalen WM-Rennen nicht so gut gelaunt war. «Unmittelbar nach dem dritten Rang im Riesenslalom war ich nicht ganz zufrieden mit mir, ich wusste, dass für mich mehr drin gewesen wäre. Aber nach einer Stunde habe ich das abgehakt, ab diesem Zeitpunkt habe ich mich über Bronze gefreut. Und dann ist mir klar geworden, dass ich im Slalom ja noch einmal eine Chance auf Gold habe.» Und diese Chance hat Meillard in grandioser Manier genutzt, obwohl sein Teamkollege Daniel Yule (Out im zweiten Durchgang) behauptet, «dass Loïc bei diesem WM-Slalom nur halb so gut gefahren ist, wie in den Trainings. Der Bursche besitzt Fähigkeiten, die fast schon überirdisch sind.»

Dennoch ist es alles andere als selbstverständlich, dass dieser geniale Techniker jetzt auf dem Slalom-Thron sitzt. Der ehemalige Swiss-Ski-Coach Osi Inglin erinnert daran, dass man vor etwas mehr als zehn Jahren Meillard in eine andere Richtung lenken wollte. «Ich war Loïcs Trainer im C-Kader. Im Verband waren damals einige Herren der Meinung, dass man Loïc unbedingt im Europacup in der Abfahrt und im Super-G einsetzen sollte. Aber da habe ich mich quer gestellt, weil ich erkannt habe, dass er neben seiner damaligen Parade-Disziplin, dem Riesenslalom, auch im Slalom ein enormes Potenzial besitzt.»

Das Geheimnis seines Erfolgs

Co-Trainer Julien Vuignier ist im Staff von Swiss Ski der Mann, welcher Meillard am längsten kennt. «Als Stützpunkt-Coach im Wallis habe ich Loïc erstmals trainiert, als er ein zehnjähriger Knirps war», erinnert sich Vuignier. «Obwohl Loïc in dieser Zeit viel kleiner war als seine Jahrgänger, hat er sich in skitechnischer Hinsicht schon früh abgehoben. Sein Vater Jacques hat in dieser Zeit grossen Wert darauf gelegt, dass er mehr im Pulverschnee als in den Toren Ski fährt. Ich bin überzeugt, dass Loïc aus diesem Grund mit dem Element Schnee derart grandios umgehen kann.»

Abseits vom Element Schnee drückt Meillard, der seit 2021 mit der Swiss-Ski-Medienbetreuerin Zoe Chastan liiert ist, nur selten aufs Gaspedal. Im Gegensatz zu einem Marco Odermatt, Franjo von Allmen, Daniel Yule oder Justin Muriser ist der Hobbyfotograf aus Hérémence VS nicht als «Party-Animal» bekannt. «Von mir wird man in den sozialen Medien wohl nie ein Video finden, wo ich morgens um vier mit einem alkoholischen Getränk in der Hand auf dem Tisch tanze», meint Meillard augenzwinkernd. Als Botschafter einer Walliser Kellerei hat er aber einen besonderen Bezug zum Wein. «Ich liebe es, wenn ich mit Freunden zu einem feinen Essen einen guten Wein trinken kann. Ich trinke auch nach einem Podestplatz gerne ein Glas Wein. Aber während der Wettkampf-Saison kommt es nicht vor, dass ich betrunken bin.» Aber vielleicht wird sich Loïc Meillard nach seiner ersten Einzelgoldmedaille bei einer WM wenigstens ein zweites Glas Wein gönnen …

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?