Foto: Sven Thomann

Grosses Problem für Zukunft
Schweizer Ski-Boss schlägt trotz grandioser Bilanz Alarm

In der Führungsriege von Swiss-Ski macht man sich trotz der goldenen Tage in Saalbach-Hinterglemm Sorgen über die Zukunft unseres Männer-Teams.
Publiziert: 16.02.2025 um 07:08 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2025 um 18:25 Uhr
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Der Zuger Lenz Hächler ist der einzige Schweizer, der in diesem Winter bei Riesenslaloms im Europacup Topergebnisse einfahren konnte.
Foto: Sven Thomann
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Es gab beim Schweizerischen Ski-Verband schon Funktionäre, die sich vom Glanz der WM-Medaillen blenden liessen. Als unser Wunderteam 1987 bei der Heim-WM in Crans-Montana 14 Medaillen ergatterte, lehnte sich die damalige Führungsriege in der Verbandszentrale in Ittigen BE entspannt zurück. Die hohen Herren waren sich sicher, dass es im selben Stil weitergehen würde. Die Basisarbeit wurde derart vernachlässigt, dass die Trophäe für den Sieg im Nationencup von 1990 bis 2019 ausnahmslos in der Vitrine der Österreicher blieb.

Jetzt sind wir wieder an einem ähnlichen Punkt angelangt wie vor 38 Jahren. 13 Medaillen hat das Team gehamstert. Die Männer-Equipe von Tom Stauffer hat in den letzten zwei Wochen neunmal Edelmetall eingefahren und ist damit noch erfolgreicher als das Ensemble des «eisernen» Karl Frehsner 1987 (3x Gold, 2x Silber, 1x Bronze).

Aber im Gegensatz zu den goldenen 80ern lässt sich die aktuelle Verbandsführung nicht mehr vom Medaillenspiegel verleiten. Stattdessen wird es nach der WM eine Krisensitzung geben. Walter Reusser, der sich bei Swiss-Ski den CEO-Posten mit Diego Züger teilt, löst Alarm aus, weil er in den technischen Disziplinen ein gravierendes Problem erkannt hat. «Es ist leider so, dass bei uns im Riesenslalom und Slalom hinter den Teamleadern eine zu grosse Lücke klafft», sagt der gebürtige Emmentaler.

Ein wunder Punkt

Die Ergebnisse der Schweizer Techniker im Europacup lassen tatsächlich zu wünschen übrig. Das Zuger Ausnahmetalent Lenz Hächler (21) ist der einzige Skigenosse, der in der laufenden Saison ein Rennen in der zweiten Alpin-Liga gewinnen konnte. Neben Hächler fungiert mit dem Bündner Fadri Janutin (25) lediglich ein Schweizer in den Top 15 der Europacup-Riesen-Wertung.

Noch düsterer sieht es im Slalom aus, wo mit dem 25-jährigen Matthias Itten aus Oberägeri ZG nur ein Swiss-Ski-Athlet unter den ersten zehn der Disziplinenwertung fungiert. Wie kann dieses Problem gelöst werden?

Matteo Joris, der seit Jahren erfolgreich die Weltcup-Slalomgruppe mit Weltmeister Loïc Meillard (28), Tanguy Nef (28), Daniel Yule (31) und Marc Rochat (32) coacht, glaubt, einen wunden Punkt zu kennen: «Bei uns haben sich in den letzten Jahren zu viele Athleten viel zu früh auf eine der beiden technischen Disziplinen spezialisiert. Die Entwicklung an der Weltspitze zeigt uns, dass das der falsche Weg ist. Die Norweger Haugan, Steen-Olsen, McGrath und Kristoffersen sind genau wie unser Loïc Meillard im Riesenslalom und im Slalom Weltklasse.»

Walter Reusser pflichtet seinem Slalomchef bei: «Diese Spezialisierung muss ganz schnell aufhören. Der Slalom ist aufgrund der besonders hohen Ausfallgefahr auch eine Psycho-Disziplin. Deshalb ist es nicht gut, wenn ein junger Athlet das ganze Jahr nur Slalom fährt. Er braucht den Riesen als Ausgleich.»

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