«2019 war ich dem Podest so nahe wie noch nie zuvor. Ich hatte das Gefühl, dass ich kurz davor war, meinen Traum zu verwirklichen. Dann brach für mich eine Welt zusammen», sagt Valérie Grenier bei «Radio Canada».
Was die Ski-Fahrerin anspricht: Beim Abfahrtstraining zur WM 2019 in Are (Sd) stürzt sie, das rechte Bein wird dabei in Mitleidenschaft gezogen und demoliert. Die Diagnose: Vierfachbruch! Die Ausfallzeit ist nicht vorhersehbar.
«Ich verlor die Hoffnung»
Wie sehr sie nach diesem Sturz gelitten hat, offenbart Grenier erstaunlich offen: «Ich fühlte mich nicht mehr wie ich selbst. Ich erlebte Momente der Traurigkeit und Einsamkeit wie nie zuvor.» Sie lässt tief blicken: «Das Warten schien nicht aufzuhören, die Ungewissheit war unerträglich. Aber ich wusste, dass ich alles tun würde, um zurückzukommen.»
Grenier schuftet in der Folge, was das Zeug hält. Als sie nach eineinhalb Jahren zurückkommt, ist aber nichts mehr wie zuvor. «Als ich wieder mit dem Training begann, erstarrte ich mitten auf der Piste. Der Körper war bereit, der Kopf nicht. Ich verlor die Hoffnung, weil ich das Gefühl hatte, eher rückwärts zu gehen, ich war monatelang frustriert.»
Verzicht auf Abfahrten hilft
Für Grenier beginnt nebst dem körperlichen Heilungsprozess eine schwere mentale Phase, die sie meistern kann. Nach mehr als eineinhalb Jahren gibt sie im Oktober 2020 schliesslich ihr Comeback, verzichtet fortan aber auf Abfahrten und fährt nur noch vereinzelt im Super G. Für die einstige Junioren-Weltmeisterin in diesen Disziplinen keine einfache Entscheidung – doch sie hilft.
Sie konzentriert sich auf den Riesenslalom und findet da ihr grosses Glück. Vor knapp drei Wochen folgt der zwischenzeitliche Höhepunkt bei Greniers Weg zurück. Mit zwei Laufbestzeiten gewinnt sie den Riesen von Kranjska Gora und erfüllt sich damit einen Kindheitstraum. «Meine Geduld hat sich ausbezahlt», resümiert die Kanadierin, die auch bei der bevorstehenden WM in Courchevel/Méribel (6. - 19. Februar) zu den Medaillenanwärtern gehören wird.