Speed-Spezialistin Kolly (25) kämpft um ihre Karriere
«Ja, ich habe an Rücktritt gedacht»

Noémie Kolly hat ihre Rückenprobleme hinter sich gelassen, kommt aber nicht vom Fleck. Wo hakt es bei der Freiburgerin?
Publiziert: 24.01.2024 um 08:31 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 15:10 Uhr
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Noémie Kolly musste viele Jahre unten durch. Nun ist sie fit – aber die Resultate stimmen nicht.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Noémie Kolly (25) galt lange als eine der mutigsten Fahrerinnen bei Swiss-Ski. Rutschen? Driften? Mal Tempo rausnehmen? Nein, das wollte sie nicht. Die Furchtlosigkeit der Freiburgerin war eine grosse Qualität, brachte sie aber auch oft ins Spitalbett. Zu oft. «Jetzt bin ich genug alt. Ich hatte genügend Operationen. Ich will nicht mehr wie früher fahren und tue es auch nicht», sagt sie.

Von Freitag bis Sonntag messen sich die besten Speed-Fahrerinnen der Welt in Cortina (It) auf der Olimpia delle Tofane, der vielleicht berühmtesten Abfahrtsstrecke im Frauen-Zirkus. Kolly wird dann fehlen – sie steht nicht im Aufgebot von Swiss-Ski. Und das, obwohl sie sich körperlich gut fühlt. Sie bestreitet stattdessen in den Tagen zuvor die Europacup-Speed-Rennen in Orcières (Fr). «Das Motto lautet: Einen Schritt zurück, um zwei nach vorne zu machen», sagt sie.

«Ich konnte mich kaum noch bewegen»

Ans Aufgeben denkt Kolly nicht. Nicht mehr. «Während der Phase mit meinen Rückenproblemen habe ich an Rücktritt gedacht», gibt sie zu. Kein Wunder, musste sie doch mächtig unten durch. Jahrelang fuhr Kolly trotz Schmerzen und schaffte es auch dreimal in die Top 15 des Weltcups. Im Herbst 2022 aber stürzte sie beim Training in Zermatt VS heftig. «Zwei Wochen später blockierte der Rücken komplett. Ich konnte mich kaum noch bewegen, es war brutal.»

Auf Rat der Ärzte entschied sich Kolly für eine radikale Massnahme: Sie liess sich eine Bandscheibe entfernen. «Letztlich war die Operation eine Erlösung.» Die Erfolge stellten sich jedoch nicht ein. «Heute schaue ich nicht mehr auf die Zeiten im Training, sondern versuche, meinem Gefühl zu vertrauen. Ich habe viel an meiner Technik und Taktik gearbeitet», sagte sie.

Sie vermisst ihre Zimmerkollegin

Fakt ist aber auch: Die Plätze im Schweizer Weltcup-Team sind begrenzt – auch, weil mit Stephanie Jenal (25) und Delia Durrer (21) zwei Fahrerinnen Kolly überholt haben. «Oft gibt es keinen Platz für mich», weiss sie.

Diese vier Schweizerinnen müssen auch unten durch

Aline Danioth (25): Die Frohnatur aus Andermatt UR kämpft nach ihrem vierten Kreuzbandriss erneut um ein Comeback. Sie steht schon wieder auf den Ski und besuchte zuletzt die Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel (Ö). Wann die Sechste des WM-Slaloms von Méribel (Fr) in den Ski-Zirkus zurückkehren wird, ist offen. Vorsicht ist geboten. Danioth weiss: «Ich habe offensichtlich nicht die stärksten Kreuzbänder.»

Andrea Ellenberger (30): Alle sieben Weltcup-Riesenslaloms bestritt sie in dieser Saison, Punkte holte sie aber nie. Das hat ihrem Selbstvertrauen geschadet, Ellenberger befindet sich in einer Negativspirale. Entscheidend: Die sensible Nidwaldnerin, die nach vielen Jahren bei Stöckli zu Nordica gewechselt hat, darf nicht zu selbstkritisch sein.

Vanessa Kasper (27): Vor zwei Jahren holte die Bündnerin letztmals Weltcup-Punkte. Seither schaffte sie es in elf Rennen nie mehr ins Klassement. Und auch im Europacup läuft es der B-Kader-Athletin in diesem Winter überhaupt nicht rund. Dabei müsste es ihr Ziel sein, dort einen Fixplatz für die nächste Weltcup-Saison zu holen.

Elena Stoffel (27): Sie war in dieser Saison oft eine Pechmarie, verpasste die zweiten Slalom-Läufe nur um wenige Hundertstel. Dies ist besonders hart, da die Walliserin keine Person ist, die von Natur aus viel Selbstvertrauen mitbringt. Stoffels Ziel vor der Saison war, sich den Top 15 der Welt anzunähern. Das hat sie bislang nicht geschafft – im Gegenteil, sie muss mittlerweile weit hinten starten. Immerhin: Slalom-Platz 20 zuletzt in Jasna (Slk) war ein Hoffnungsschimmer.

Andrea Ellenberger ist eine jener Fahrerinnen bei Swiss-Ski, der es in diesem Winter überhaupt nicht läuft.
Getty Images

Aline Danioth (25): Die Frohnatur aus Andermatt UR kämpft nach ihrem vierten Kreuzbandriss erneut um ein Comeback. Sie steht schon wieder auf den Ski und besuchte zuletzt die Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel (Ö). Wann die Sechste des WM-Slaloms von Méribel (Fr) in den Ski-Zirkus zurückkehren wird, ist offen. Vorsicht ist geboten. Danioth weiss: «Ich habe offensichtlich nicht die stärksten Kreuzbänder.»

Andrea Ellenberger (30): Alle sieben Weltcup-Riesenslaloms bestritt sie in dieser Saison, Punkte holte sie aber nie. Das hat ihrem Selbstvertrauen geschadet, Ellenberger befindet sich in einer Negativspirale. Entscheidend: Die sensible Nidwaldnerin, die nach vielen Jahren bei Stöckli zu Nordica gewechselt hat, darf nicht zu selbstkritisch sein.

Vanessa Kasper (27): Vor zwei Jahren holte die Bündnerin letztmals Weltcup-Punkte. Seither schaffte sie es in elf Rennen nie mehr ins Klassement. Und auch im Europacup läuft es der B-Kader-Athletin in diesem Winter überhaupt nicht rund. Dabei müsste es ihr Ziel sein, dort einen Fixplatz für die nächste Weltcup-Saison zu holen.

Elena Stoffel (27): Sie war in dieser Saison oft eine Pechmarie, verpasste die zweiten Slalom-Läufe nur um wenige Hundertstel. Dies ist besonders hart, da die Walliserin keine Person ist, die von Natur aus viel Selbstvertrauen mitbringt. Stoffels Ziel vor der Saison war, sich den Top 15 der Welt anzunähern. Das hat sie bislang nicht geschafft – im Gegenteil, sie muss mittlerweile weit hinten starten. Immerhin: Slalom-Platz 20 zuletzt in Jasna (Slk) war ein Hoffnungsschimmer.

Tatsächlich muss Kolly immer wieder Qualifikationen bestreiten, um eine Startgelegenheit zu bekommen. «Das ist für den Kopf nicht einfach», gibt sie zu. Dass mit Juliana Suter (25) eine Konkurrentin weniger da ist – sie trat im Dezember überraschend zurück – macht Kolly auch nicht glücklich. Im Gegenteil. «Sie war meine beste Kollegin im Team, wir teilten uns das Zimmer. Ich vermisse sie.»

Für Walter Reusser, CEO Sport von Swiss-Ski, ist klar: «Noémie braucht Geduld. Wir unterstützen sie, wo immer es geht. Wichtig ist, dass sie sich nicht zu sehr unter Druck setzt. Es geht darum, dass sie einen sauberen Aufbau macht, um dann nach und nach wieder ihre alte Angriffslust zu entwickeln.»

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