Mitte Januar fährt Rémi Cuche (23) im Europacup-Super-G von Saalbach (Ö) auf Platz 2 – sein erster Podestplatz auf dieser Stufe. Unter anderem dank dieser Leistung wird er mit der Reise zur Weltcup-Station Kitzbühel (Ö) belohnt. Erstmals darf er die Streif runterbrettern, wo sich sein Onkel Didier Cuche (49) sechsmal als Sieger (fünfmal Abfahrt, einmal Super-G) feiern lassen durfte.
Nach Platz 56 im ersten Training folgt im zweiten der Schock. Vor der Einfahrt in den Steilhang kassiert Cuche einen heftigen Schlag aufs Knie. Einen Sturz kann er zwar verhindern, aber weiterfahren ist nicht möglich. Sofort fasst er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ans linke Knie. Der Helikopter muss ihn von der Piste holen.
Sein Onkel Didier Cuche sieht die unschönen Bilder auf einem Monitor in der Coaching-Zone. «So wie es aussieht, hat sich Rémi das Kreuzband gerissen», sagt er mit Tränen in den Augen. Eine Ferndiagnose, die bisher nicht bestätigt wurde. Doch nun, fünf Tage später, meldet sich Rémi Cuche erstmals seit diesem Zwischenfall.
Kindheitstraum erfüllt
«Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie ich mich letzte Woche gefühlt habe», schreibt er auf Instagram. «Ich erfülle mir meinen grössten Kindheitstraum, auf der legendären Streif Ski zu fahren.» Und dieser hat einen hohen Preis. Wie Cuche weiter schreibt, haben Untersuchungen einen Teilriss des vorderen Kreuzbandes ergeben.
Auch wenn ihm die Worte fehlen, ans Aufgeben denkt er nicht. Im Gegenteil. «Indem ich diese Erfahrung machte, wurde mir klar, dass ich für diese Minuten Adrenalin lebe und dass damit leider auch ein gewisses Risiko verbunden ist», meint Cuche. Nun beginne ein neuer Kampf gegen sich selbst «und ich werde alles daran setzen, um gestärkt daraus hervorzugehen».
Denn wie man sich von einem Kreuzbandriss zurückkämpft, weiss er leider nur zu gut. Im März 2019 hat er erst rechts und 534 Tage später im September 2020 links einen erlitten. Dieses Mal hat Cuche ein klares Ziel vor Augen: «Mich hoffentlich an dieser Strecke rächen zu können.» (bir)