Es ist ein Spruch, den die Sportler in den USA nicht gerne hören: «Shut up and dribble!» Gemeint ist: Klappe halten, sich auf Sport konzentrieren und sich nicht politisch äussern.
Genau mit dieser Aufforderung hat sich nun aber Zlatan Ibrahimovic gegen LeBron James gewendet. Der selbsternannte «Fussball-Gott» legt sich mit dem «Basketball-König» an und bricht einen Streit der Sport-Giganten vom Zaun.
«Mag es nicht, wenn die Leute Politik machen»
In einem UEFA-Interview für «Discovery+» in Schweden setzt der Stürmer zu einem Rundumschlag gegen politisch engagierte Sportler an. Vor allem LeBron kriegt sein Fett weg. «Mach, worin du gut bist. Bleib dabei» rüffelte der Milan-Star.
Er bewundere James für das, was er auf dem Parkett mache. «Er ist phänomenal, aber ich mag es nicht, wenn Leute einen bestimmten Status haben und dann losgehen und Politik machen», sagte Ibrahimovic, «ich spiele Fussball, weil ich der Beste dort bin. Ich mache keine Politik. Wenn ich das wollte, würde ich in die Politik gehen.»
LeBron: «Werde niemals die Klappe halten»
Doch mit seiner Schelte ist Ibrahimovic an den Falschen geraten. Ein «King» James lässt sich nicht den Mund verbieten, das hat er in Zeiten der sozialen Unruhen in den USA ein ums andere Mal bewiesen. Und so folgte die Retourkutsche prompt. «Auf keinen Fall würde ich mich nur auf Sport beschränken. Ich weiss, welche Kraft meine Stimme hat», sagte der 36-Jährige nach dem 102:93-Erfolg seiner Los Angeles Lakers am Freitagabend gegen Portland.
Er würde «niemals die Klappe halten über Dinge, die falsch sind», stellt James klar. Die Zeiten, wo Sportler zu schweigen haben, seien vorbei. «Es wird für eine lange Zeit nicht mehr der Fall sein.»
Ibrahimovic dürfte mit seiner Meinung zur politischen Betätigung von Sportlern ziemlich alleine dastehen. Zunehmend nutzen Athletinnen und Athleten ihre Stimme, um auf soziale Missstände hinzuweisen. Wie auch James, der sich für die Abschaffung sozialer Ungerechtigkeiten einsetzt und auch in der Black-Lives-Matter-Bewegung aktiv ist. Immer wieder erhob er auch seine Stimme gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump.
Auch «Ibra» prangerte schon Missstände an
Und auch «Ibra» äusserte sich schon kritisch, wie James nicht entgangen ist. «Es ist lustig, dass er das jetzt sagt, weil er, soweit ich weiss, 2018 derjenige war, der sich über die gleichen Themen in Schweden geäussert hat. Weil sein Nachname nicht den dortigen Nachnamen entspricht», erinnert sich James. «Er hatte damals das Gefühl, dass er auf dem Feld von Rassismus begleitet wurde. Das hat er doch gesagt, oder? Ja, ich glaube das hat er.»
Auch jüngst wurde Ibrahimovic Opfer einer rassistischen Beleidigung. Beim Hinrundenspiel in der Zwischenrunde der Europa League der Mailänder bei Roter Stern Belgrad war der Stürmer laut Fernsehaufnahmen mehrmals als «stinkender Balija» beleidigt worden. Es ist ein Schimpfwort, das von serbischen Nationalisten für bosnische Muslime verwendet wird. Ibrahimovics Vater stammt aus Bosnien. Die UEFA hat Ermittlungen eingeleitet. (sme/sid)