Ramon Zenhäusern hat tief ins eigene Portemonnaie gegriffen, um nach dem selektiven Nachtslalom in Schladming eine längere Erholungszeit für die Rennen in Chamonix zu haben. Denn der Walliser zahlte rund 1000 Franken, um am letzten Mittwoch mit Abfahrts-Olympiasiegerin und Berufspilotin Dominique Gisin in einem kleinen Privatflieger von Salzburg nach Bern zu gelangen. «Normalerweise sind es für den Weg von Schladming ins Wallis rund zehn Stunden auf der Autobahn. Dank Dominique sind wir nach einer Flugstunde in Bern gelandet und ich habe fast einen ganzen Tag Vorbereitungszeit für Chamonix gewonnen», so Zenhäusern. Und das macht sich für den 2,02 Meter langen Slalom-Giganten in Frankreich bezahlt: Mit zwei zweiten Plätzen innerhalb von 24 Stunden kassiert er 40'000 Franken Preisgeld.
Trotz Fehler zum Weltrekord
Neben Zenhäusern sorgt Sandro Simonet mit dem sensationellen dritten Rang dafür, dass in Chamonix erstmals seit Madonna di Campiglio 1978 (Martial Donnet vor Peter Lüscher) zwei Schweizer gemeinsam auf einem Slalom-Weltcuppodest stehen.
Der 25-jährige Bündner qualifiziert sich in extremis für den Final – als 30. ist er nur einen Hundertstel schneller als nötig für den 2. Durchgang. Doch dann nützt er mit Startnummer 1 im zweiten Lauf die jungfräuliche Piste voll aus und egalisiert den Weltrekord des Schweden Matthias Hargin, der 2011 in Zagreb ebenfalls den Sprung vom 30. auf den dritten Rang schaffte.
Simonet gibt zu, dass er selber nicht mit einem so geschichtsträchtigen Sprung in der Rangliste gerechnet hätte: «Mir unterlief ein kleiner Fehler, darum habe ich im Ziel höchstens mit einem Top-10-Rang geliebäugelt.»
Aber weil die Piste mit jedem Fahrer mehr abbaut, verliert sogar Slalom-Gesamtweltcup-Leader Marco Schwarz zwei Sekunden auf Simonet. Dessen bestes Weltcup-Ergebnis war bis am Sonntag der achte Rang von Kranjska Gora. In der laufenden Saison war er vor der Reise nach Chamonix nie besser als Rang 21. «Aber nun ist mir im Rennen endlich einmal ein Lauf geglückt, wie ich ihn im Training schon öfter gezeigt habe.»
Hund und Fussball
Neben der Piste trifft man den Rätoromanen regelmässig mit seinem drei Jahre alten Maxdorf-Wolfshund Thor an, den er zum Personensuchhund ausbildet. Der neue Schweizer Slalom-Riese hat zudem eine Affinität zum Fussball. Simonet war in seiner Jugend Verteidiger beim FC Rhäzüns. Und dass er nicht nur Tore verhindern kann, bewies er anlässlich der letzten WM in Are, als er im Penalty-Duell gegen Schwedens Torhüter-Legende Thomas Ravelli (60, 143 Länderspiele, WM-Dritter 1994) drei von fünf Bällen versenkte.
Jetzt ist Simonet auch heiss auf einen Volltreffer bei der bevorstehenden WM in Cortina. Ob er im Slalom wirklich zum Einsatz kommen wird, ist zwar fraglich, aber Simonet ist als amtierender Schweizer Meister auch ein starker Anwärter auf einen Einsatz in der WM-Kombination.