Der Schweizer Slalom-Sensationssonntag von Chamonix (Fr) mit Sandro Simonets Ritt von Platz 30 auf 3 und Ramon Zenhäuserns Aufholjagd von Rang 11 auf 2 im zweiten Lauf macht uns zur Zickzack-Grossmacht.
Erstmals seit 1978 fahren zwei Schweizer auf ein Slalom-Podest. Bei unseren östlichen Nachbarn ist die Euphorie derweil deutlich weniger gross.
Puelacher: «Für mich war es ein Wahnsinn»
Österreichs Männer-Cheftrainer Andreas Puelacher ärgert sich zum Beispiel darüber, dass an der Piste am Fusse des Mont Blanc nicht gearbeitet wurde. «Für mich war es von der Piste her ein Wahnsinn», sagt er zum «ORF». «Dass da nicht reagiert wurde, ist ganz schlecht, das hat das Rennen verfälscht. Die, die im ersten Durchgang gut gefahren sind, sind bestraft worden. Wie man gesehen hat, war es nicht ganz fair, vor allem für die Besten des ersten Durchgangs. Aber Hut ab vor Henrik Kristoffersen - das war eine Megaleistung. Alle anderen haben keine Chance mehr gehabt.»
Der Norweger holt sich im zweiten Durchgang mit der sechstbesten Laufzeit den Sieg. Slalom-Weltcupleader Marco Schwarz fällt dagegen von Platz 3 noch auf Rang 6 zurück.
Immerhin profitiert auch ein Österreicher von den harten Bedingungen für die Top-Fahrer: Adrian Pertl steigert sich im zweiten Durchgang von Platz 25 auf Rang 4. Pertl: «Oben ein kleiner Fehler, unten ein kleiner Fehler. Ich habe nicht mehr gedacht, dass es noch so weit nach vorne geht. Ich freue mich, aber ich muss sagen, ganz fair war es nicht mehr. Ich hatte Glück und nehme den vierten Platz gerne mit.»
Feller: «Das Thema geht jedem auf den Sack»
Dass bei den Österreichern nicht alle so entspannt sind, wie es eine grosse Ski-Nation eine Woche vor der WM gerne wäre, beweist auch Manuel Feller. Der 28-Jährige wird am Samstag von einem ORF-Reporter auf seinen Kommentar zum Slalom in Flachau (Ö), wo er die Piste als Märchenwiese bezeichnet hatte, angesprochen, schliesslich sei der Hang in Chamonix ähnlich flach. Feller: «Das Thema Märchenwiese geht jetzt, glaube ich, schon jedem auf den Sack, aber abgerechnet wird nach dem zweiten Durchgang, das ist auch heute so.» Da hatte Feller allerdings nicht viel zu jubeln, er schied nach einem Einfädler aus. Am Sonntag wird er Elfter.
Die Schweizer braucht das alles nicht zu kümmern. Nach dem historischen Slalom-Sonntag haben sie ein Luxusproblem: Mittlerweile erfüllen sechs Slalom-Asse die WM-Selektionskriterien – dass sie vorne reinfahren können, haben sie alle bewiesen. Aber nur vier werden in Cortina an den Start gehen dürfen. (eg)