Russi exklusiv über die legendäre Ski-WM in Crans 1987
Darum wollte sich keiner von Müller schlagen lassen

Der SRF-Dok über die WM in Crans-Montana 1987 gibt nach der Kritik von Erika Hess zu reden. Bernhard Russi erklärt, was die Rivalitäten in einem Team wie damals bewirken.
Publiziert: 31.01.2021 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2021 um 17:12 Uhr
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Peter Müller (m.) jubelt über Abfahrtsgold 1987. Pirmin Zurbriggen (r.) hadert daneben bereits über Silber, ist Bernhard Russi überzeugt. Denn Zurbriggen ist damals auch der erste Verlierer. Karl Alpiger ist dann eher wieder zufrieden.
Foto: Keystone
Bernhard Russi

Die WM 1987 in Crans steht für den grössten Erfolg der Skination Schweiz. 8 von 10 Weltmeistertitel, 14 von 30 Medaillen – Swiss Ski hatte damals die beste Nationalmannschaft bei den Frauen und den Männern und mit Ausnahme des Herrenslaloms die Weltbesten in allen Disziplinen. Diese breite Spitze war der Hauptgrund für den durchschlagenden Erfolg.

Es war die interne Konkurrenz. Der Kampf, die Schweizer Nummer 1 zu sein und damit auch um die Weltnummer eins. Der Kampf um die Gunst des Publikums und um die Anerkennung.

Über Jahre hinweg lag der Gradmesser gleich nebenan im anderen Zimmer oder sass gegenüber am Frühstückstisch. Er war der konstante Schatten – bei Liegestützen, Klimmzügen, Wald- und Trainingsläufen und ab und zu auch bei Titelgeschichten oder Interviews.

Bei aller Attraktivität der grossen internen Duelle vergisst man aber schnell, dass eben solche Teams auch von den Nummern drei, vier, oder fünf leben. Als gutes Beispiel dient die Herren-Abfahrt dieser WM 1987: Ein glücklicher Sieger (Müller), ein hadernder Zweiter oder auch erster Verlierer (Zurbriggen), ein zufriedener Dritter (Alpiger) und ein enttäuschter Vierter (Heinzer). Dazu ein Sechster (Mahrer), der nur von einem Nichtschweizer geschlagen wurde.

«Busenfreundschaften entstehen da keine»

So ein Team steigert sich bezüglich Qualität, Intensität und Risikobereitschaft. Es kann sich gegenseitig auch aus einem Tief heraus kämpfen. Aber sobald es um die Wurst geht, ist jedem sein eigenes Hemd am nächsten. Busenfreundschaften entstehen da keine und die Ferien plant man auch nicht zusammen.

Und wenn‘s nicht zum Sieg reicht, dann darf es vielleicht sogar lieber ein Ausländer sein, der dir die Steine in den Weg gelegt hat. Das gibt niemand gerne zu. Doch als mir mein Freund und Zimmerkollege Walter Tresch in St. Moritz den ersten Weltcupsieg in letzter Sekunde noch wegschnappte, wurde ich am nächsten Morgen mit Nierensteinen in die Klinik eingeliefert.

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