So kämpft sich Ski-Star Michelle Gisin nach Pfeifferschem Drüsenfieber zurück
«Ich bewege mit am Limit»

Michelle Gisin (28) hat auf und neben der Piste Hochs und Tiefs. Warum? Klar, wegen ihrer Erkrankung. Dennoch sieht sie sich auf dem richtigen Weg.
Publiziert: 10.12.2021 um 09:19 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2021 um 09:24 Uhr
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Vor den Rennen in St. Moritz blickt Michelle Gisin zurück auf die letzten Wochen. Sie kommt immer besser in Fahrt.
Foto: keystone-sda.ch

Eigentlich sollte sie noch gar nicht auf den Ski stehen. Trotzdem fährt Michelle Gisin in St. Moritz am Wochenende bereits ihre Saisonrennen Nummer fünf und sechs. «Die Ärzte sind tatsächlich überrascht, dass es mir so gut geht», sagt die Engelbergerin. Sie selbst ist es auch. Kein Wunder, legte das Pfeiffersche Drüsenfieber die Allrounderin im Sommer und Herbst komplett flach. «Dass ich auf diesem Level bereits wieder Skifahren kann, ist unglaublich», sagt sie.

Während ihr beim Saisonauftakt in Sölden (25. Platz) im zweiten Lauf die Kraft ausging, machte sie sowohl in Levi (5. und 8.) als auch in Killington (11.) eine überraschend gute Figur. «Drei Rennen in acht Tagen zu bestreiten, war für mich ein riesiger Schritt vorwärts.»

Auf ein Hoch folgt irgendwann ein Tief

Noch ist Gisin nicht vor Rückschlägen gefeit. Sie weiss: Wer am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt, hat in der Regel ein Marathon und keinen Sprint vor sich. «Weil ich mich im Training immer am Limit bewege und dieses auch suche, muss ich damit rechnen, dass immer wieder auch ein Tief folgt», sagt sie.

Doch wie sehen diese eigentlich aus? «Es ist, wie wenn dir jemand den Stecker zieht. Man fühlt sich wie nach drei Tagen mit Magen-Darm-Grippe. Energielos, richtig schlecht.»

Gisin verliert die Kontrolle über sich

Gisin will nicht klagen, das merkt man. Sie beschreibt vielmehr, was sie in diesen schwierigen Momenten fühlt. «Das Emotionale ist das Schlimmste. Es haut mich in eine Abwärtsspirale. Dabei weiss ich, dass diese aufhören wird, aber ich kann mich nicht zusammenreissen, habe mich nicht mehr unter Kontrolle. Das geht dann eine halbe oder ganze Stunde lang so.» Gisin ist froh, dass ihr dabei Freund Luca, ihre Familie und ihr ganzes Team so viel Verständnis entgegenbringen.

Letzte Woche trainierte die Kombi-Olympiasiegerin mit Wendy Holdener zwei Tage in St. Moritz auf den langen Latten – es waren ihre ersten Speed-Trainings überhaupt in diesem Winter. Niemand erwartet von ihr Wunderdinge auf der Corviglia. Aber wer weiss: Vielleicht macht sich ja Gisin wenige Tage nach ihrem 28. Geburtstag, den sie im kleinen Kreis in Engelberg feierte, selbst ein Geschenk?

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