Noch greift bei Corinne Suter nicht jedes Rädchen ins andere. Wie auch? Nach ihrem fürchterlichen Trainingssturz Ende September, bei dem sie sich beide Scheinbein-Plateaus stauchte, verpasste sie einen grossen Teil der Vorbereitung auf den Ski. Genauer: rund sechs Wochen. Umso überraschender war, wie stark sie beim Speed-Auftakt in Lake Louise (Ka) in den Abfahrten unterwegs war – Suter wurde Fünfte und Dritte.
Beim abschliessenden Super-G reichte es dann nur zu Platz 17. Suter verhaute den Steilhang, fuhr viel zu rund. «Da war sie zu defensiv unterwegs», sagt Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor. Suter selbst hat auch das Gefühl, dass sie noch Luft nach oben hat. «Ich bin wohl etwa bei 80 Prozent», schätzt sie ein.
Überraschend ist dies nicht, auch wenn die Schwyzerin vor ihrem Unfall so stark fuhr wie vielleicht noch nie. Tschuor: «Eine solche Pause kann man nicht einfach so kompensieren. Nach einer Verletzung braucht es immer Zeit, bis das Vertrauen wieder voll da ist. Das zeigt auch eine gewisse Menschlichkeit.»
«Sie wird einen Zacken zulegen»
Nun stehen in St. Moritz zwei Super-G an. Da stellt sich die Frage: Hat Suter in dieser Disziplin ein grundsätzliches Problem? Immerhin kann sie sich im Gegensatz zu den Abfahrten nicht mit Trainings an die Piste herantasten. Intuition, Taktik und Improvisation spielen eine grössere Rolle.
«Es kann schon sein, dass ich im Super-G etwas mehr Zeit brauche», sagt die 27-Jährige. Ihrer Vorfreude auf die Rennen im Engadin tut dies keinen Abbruch. Und Tschuor ist sich sicher: «Sie wird einen Zacken zulegen. Ich spüre bei Corinne die Gelassenheit, die es dafür braucht.»
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Den Jetlag hat Suter nach ihrer Rückkehr aus Nordamerika überwunden. «Aber es brauchte dafür zwei Nächte», sagt sie. Bleibt die Frage: Warum stellte die Abfahrtsweltmeisterin von Cortina zuletzt ein Bild von sich auf Instagram, das sie weinend und mit aufgeschürften Gesicht zeigt?
Es war ein Foto, welches sie nach ihrem Sturz in Zermatt gemacht hatte und ihre Verletzlichkeit dokumentiert. «Normalerweise bin ich keine, die viele Bilder von Trainings auf Social Media publiziert. Aber die Menschen dürfen durchaus sehen, dass es auch mir nicht immer gut geht», so Suter.