Noch steht sie ganz am Anfang ihrer Karriere. Und doch fühlt Stefanie Grob (19) in diesem Moment besondere Emotionen, wenn sie sich umschaut. «Hier habe ich mit zweieinhalb Jahren meine ersten Schwünge in den Schnee gezogen.» Wir treffen die vierfache Medaillengewinnerin der letzten Junioren-WM (Gold in Abfahrt und im Team, Silber in Super-G und Riesenslalom) beim Skilift Horn am Fuss der Ebenalp. Hier, auf 820 Metern über Meer, hat vor 17 Jahren alles begonnen.
«Weil im Winter auch das Flutlicht brannte, konnte ich viele Jahre auch nach der Schule mit meinen Freunden hier Skifahren. Das sind tolle Erinnerungen. Es hat hier zwar nur einen Schlepplift, die Piste ist aber abwechslungsreich», erzählt sie. Am Samstag wird die Appenzellerin aus Weissbad AI erstmals in diesem Winter im Weltcup auftauchen – sie wurde als eine von neun Schweizerinnen für den Riesenslalom von Killington (USA) selektioniert.
«Und da bist du!»
Verläuft alles so, wie es ihrem Talent entspricht, wird Grob in den nächsten Wintern nicht mehr allzu oft zu Hause bei Mutter Monika, Vater Ruedi und Schwester Ladina anzutreffen sein. Sie werden ihr ebenso fehlen wie die Natur im Appenzell, die sie so schätzt. «Das gehört dazu. Aber es stimmt schon, dass mir meine Familie und meine Heimat extrem viel bedeuten. Wenn immer möglich, werde ich zurückkehren – auch, um an diesem Hang zu fahren», sagt sie.
Fakt ist: Sollte Grob den Wunsch spüren, künftig auf Reisen in Erinnerungen zu schwelgen, muss sie nur ihren Helm anschauen. Wie das geht? Einfach: Grob hat einen Helm, auf dem ihre Heimat abgebildet ist. «Hier bin ich zur Schule gegangen, in dieser Kirche wurde ich getauft und das ist der Skilift Horn», zeigt sie. Theres Tobler ergänzt: «Und da bist du!» Die Bauernmalerin deutet mit dem Zeigefinger auf eine kleine Figur, die auf dem Helm durch die Tore rast – eben Grob. Tobler ist seit 45 Jahren Bauermalerin im Appenzell. Ihre Kunstwerke sind überall zu finden – als Bilder zum Aufhängen, aber auch auf Schürzen, Fondue-Caquelons, Tüchern und Puzzles. Und nun auch auf dem Helm von Grob.
Als Tobler erstmals den bedruckten Helm sieht, bekommt sie wässerige Augen. «Das berührt mich sehr. Ich freue mich riesig für Stefanie und wünsche ihr nur das Beste.»
Grob in der Biberli-Fabrik
Die Idee für das spezielle Helm-Design kam von Manager Michael Schiendorfer, der seit 2016 auch Ski-Ass Marco Odermatt (26) betreut. Sie war naheliegend. Denn: Die Bischofberger AG, die seit 60 Jahren die berühmten Biberli herstellt, ist Grobs Kopfsponsor. Auch Tobler arbeitet schon länger mit dem Familienbetrieb zusammen. «Stefanie ist in Gehdistanz aufgewachsen. Ich finde es wichtig, dass man eine persönliche Beziehung zu den Sponsoren hat und nicht einfach nur den finanziellen Aspekt sieht», sagt Schiendorfer.
Beim Besuch der Biberli-Produktionsstätte wird sofort klar, was Schiendorfer meint. Grob kennt Reto, Andrea und Urs Bischofberger und viele Mitarbeitende schon lange – es wird gequatscht und gelacht. Was Grob aber noch nie gemacht hat, ist, selbst einen grossen Biber anzufertigen. Das holt sie, in Hygiene-Anzug und Schutzhaube gekleidet, mit Blick nach. Nach einer Einführung beweist Grob ähnlich viel Gefühl wie mit den Ski an den Füssen – alles klappt vorzüglich. «Gar nicht so einfach. Aber es hat Spass gemacht!» Ein Lieblingsprodukt habe sie nicht, so Grob – sie möge einfach alle Biberli.
Stellt sich zum Abschluss die Frage: Was ist Grobs Ziel in Killington? «Gas geben, lernen, Spass haben», sagt sie. So einfach kann das in jungen Jahren sein. Sicher ist schon jetzt: Ihre Heimat wird Grob auch in den USA nicht nur im Herzen, sondern auch auf dem Kopf tragen.